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Quatsch und Unquatsch

Hilfe, es ist Sommer! Für mich, als Ästhet, die schlimmste und zugleich wertvollste Zeit im ganzen Jahr. Aus der Tierwelt kennt man das ja, dass sich Tiere stets nur zu bestimmten Zeiten paaren. Warum? Das kann ich Euch an Hand meines Beispiels verraten:

Andere Ästheten werden mich verstehen, während „normale“ Menschen jetzt wahrscheinlich aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus kommen werden. Es ist kein Fetisch von mir, aber ich liebe gepflegte und schöne Hände und Füße. Ich bewundere Hand- und Fußmodels und bin auch ein bisschen neidisch, dass meine Hände und Füße nicht so perfekt sind. Ich tue halt was ich kann und was genetisch möglich ist und pflege sie, damit sie schön sind. Darauf lege ich auch bei anderen Menschen, besonders bei potentiellen Partnerinnen, gehobenen Wert.

Also, um keine bösen Überraschungen zu erleben, bleibt und blieb mir stets als „Paarungszeit“ (bei uns Menschen wird das ja dummerweise völlig überbewertet) der Sommer und die Zeit der offenen Schuhe, so dass nichts verheimlicht werden kann. Schließlich gehe selbst ich nicht hin und sage zu einer Frau: „Nett Dich kennen zu lernen, kannst Du mir mal kurz Deine Füße zeigen, bevor ich uns einen Drink bestelle?!“

Jetzt wird es Sommer und ich bin froh, dass ich liiert bin und nicht jagend durch die Gegend ziehen muss, um mich Paaren zu können (was in meinem Falle aber trotzdem dringend mal wieder nötig wäre).

Was ich auf den Straßen, in den Einkaufsläden, in der Disco und selbst im Café sehe, macht mir Angst, dass Nagelschere, Feile & Co. bald völlig in Vergessenheit geraten sind und keiner mehr weiß, wie man das bedient und wozu es gut ist. Immer wichtiger –  zumindest bei den Frauen, auf deren Füße ich naturbedingt gezielter achte – wird der Nagellack. Hier wird gepinselt und lackiert, was das Zeug hält und bei manchen ungeschnittenen Fußnägeln, geht schon mal ein Fläschchen oder zwei drauf, PRO ZEH! Schön knallbunt lackierte Hornplatten schauen in alle Himmelsrichtungen aus den ausgelatschten Birkenstock-Sandalen. An ihren spitzen, unförmigen Enden haben sich bereits erste Papierstückchen, Zigarettenkippen und anderer Unrat aufgespießt, der gleichzeitig eine wichtige Grundlage für die Ernährung der vorhandenen Nagel- und Fußpilzkulturen bildet und zusammen mit der mangelnden Hygiene besten Nährboden zur Verfügung stellt. Wenn man im Vorbeigehen genau hinhört, kann man die Onychomykose regelrecht schmatzen hören. Lecker!

Das beste aber sind die Damen, bei denen man von Weitem denkt: Respekt, sich eine so interessant gewebte, schwarze Strumpfhose anziehen zu können, ohne gleich 43 Laufmaschen an den messerscharfen, zentimeterlangen Fußnägeln zu ziehen! Wenn man dann aber näher kommt, sieht man, dass es gar keine dunkle Strumpfhose ist, die da unten unter dem Hosenbein hervor guckt, sondern einfach nur der ungewaschene, dreckige Fuß selber.

Wer jetzt meint: Schlimmer kann es nicht mehr kommen, der irrt! Schließlich besteht der Frauenfuß ja nicht nur aus krummen Zehen mit ekeligem Dreck dazwischen und ungeschnittenen, aber lackierten Fußnägeln. Nein…weiter hinten, wo gepflegte Menschen eine Ferse haben, da haben solche Frauen eine Art Huf, wie beim Pferd. Und während eine Frau ohne Birkenstock, morgens im Badezimmer auf dem Fliesenboden, mit den Zehen so klingt wie ein tapsender Hund, der über Parkettboden läuft, so hören sich die Frauenfersen eher so an wie ein Pferd, das über frischen Asphalt galoppiert. Zentimeterdicke, oft aufgerissene Hornhaut wird gekröhnt von einem roten Fleck an der Achillessehne, der vom letzten Pumpstragen übrig geblieben ist und durch den ständigen Schmutz nicht richtig verheilen, sondern sich lieber immer wieder aus Neue entzünden will.

Solche Frauen halten Fußbutter für einen LÄTTA-Ersatz und wundern sich nur, warum Lebensmittel in der Kosmetikabteilung stehen, während sie sich nach den neuesten Nagellackfarben umschauen und der stille Beobachter sich wünschte, dass die Fußnägel wenigstens ebenso abgekaut währen, wie die Fingernägel, wenn Nagelschere schon ein Fremdwort sein muss.

Also mir vergeht bei diesem allgemeinen Anblick draußen auf den Straßen der Sinn auf Paarung und es fällt mir schwer, mir vorzustellen, solche Füße neben meinem Kopf zu dulden. Da lobe ich mir dann doch die deutschen Männer: wir tragen wenigstens weiße Tennissocken in unseren Riemchensandalen, und zwar keckerweise bis in die Kniekehlen hochgezogen!

Terroristen in Turnschuhen vs. Ü30-Party

Wenn Jürgen in seinen viel zu engen Jeans, geschmeidig wie ein schlecht geöltes Kugelgelenk auf der Tanzfläche herum zappelt, wenn Sabine zum zwanzigsten Mal ihren zartrosa Lipgloss auf der Damentoilette nachzieht, wenn Udo sich an seinem Bier festklammert und mit wippendem Fuß sein Taktgefühl demonstriert, wenn Karins Ausschnitt genauso tief hängt wie ihre Brüste… Dann ist man mit tödlicher Sicherheit auf einer Ü30 Party, auf der Jeder, wirklich jeder Gast sich nichts sehnlicher wünscht als einen Gute-Nacht-Fick, den man am nächsten Tag der Mutter vorstellen kann und spätestens am Übernächsten triumphierend der Ex-Liebschaft. Schließlich ist 30 Plus nicht das Ende aller Tage, aber das sollte man sich selbst und erst Recht den Anderen auch beweisen.

Ich bin nun fast 34 Jahre und habe keine Angst davor, mich neben Jürgen, Sabine, Udo und Karin auf einer Ü30-Party wiederzufinden.

Nein, ganz und gar nicht.

Denn ich weiß: Es könnte schlimmer sein.

Ich könnte neben Monika, Manfred, Annette, Katja, Norbert und Frank stehen.

Diese vier sind zwar auch schon über dreißig, aber sie gehen dennoch nicht auf Ü30-Partys. Sie sitzen lieber Zuhause im Garten um den Grill, zusammen mit Maria, Tobias, Lara, Sophie, Maximilian und Philipp, Schnurzel, Purzel und Bruno. Sie feiern Familie.

Wenn man sich nun als Ü30-Mann, unverheiratet, kinderlos dazu gesellt, kommt einem dieser Satz schon als Widerspruch in sich vor. Während Monika und Annette sich ausführlich über seltsame Essengelüste, Wehenschmerzen, Geburtsfreuden, den Stillvorgang und allen erdenklichen Kinderkrankheiten unterhalten, fühle ich mich ausgeschlossen, ja, regelrecht verstoßen. Wie eine Arbeiter-Ameise, die neben den königlichen Gebärmaschinen nur einen untergeordneten Platz in der Gesellschaft belegt.

Während man in der Kneipe heutzutage als Raucher in die eisige Kälte nach Draußen verwiesen wird und dort immer auf Gleichgesinnte trifft, sitzt man hier in der idyllischen Familienrunde einsam zwischen ehemaligen Freunden. Genauso gut könnte ich mich in Chihuahua in Mexico befinden, allein unter Fremden, die eine vollkommen unverständliche Sprache sprechen.

Ich verstehe die Welt nicht mehr, wenn…

… ja, wenn Monika mir mit pechschwarzen Ringen unter den Augen und einem horrend verzerrtem Grinsen im Gesicht erklärt, sie sei trotz schlafloser Nächte seit Monaten, mehr als glücklich und ALLES sei so toll: „Sie geben mir sooo viel zurück, die Kleinen.“

… und wenn ich, Manfred, den ehemals telefonsüchtigen Klassenkamerad, telefonisch nicht mehr erreichen kann. Zu welcher Tages- und Nachtzeit ich auch anrufe, es meldet sich eine fiepsige Kinderstimme, die den Sinn des Satzes „Hol mal den Papa ans Telefon“ nicht versteht, mir aber stattdessen die aufregenden tagesaktuellen Sandkastengespräche durch die Leitung brabbelt, bevor sie den Hörer auflegt oder……noch schlimmer, einfach neben das Telefon legt.

… wenn Annette nur noch in der „Chenlein“-Sprache spricht: „Ja, wo ist denn das süße kleine Hundchen? Hat das Hundchen seine Pfötchen in dein Schoßilein gelegt? Du musst mit deinen Fingerchen ganz vorsichtig über dass Fellchen streicheln, sonst tut das Hundilein seine Zähnchen in deine Knöchlein versenken.“ *würg*

… und wenn ich Frank mit seinem kleinen Philipp im Supermarkt begegne und keine gepflegte Unterhaltung in Gang kommen will, weil Frank pausenlos damit beschäftigt ist, seine Endlosschleife „Philipp sei so gut und leg die Gummibärchen zurück, Philipp sei so lieb und fass das nicht an, Philipp nein, nein Philipp, Philipp leg die Schokolade zurück, Philipp nein, Philipp sei so gut und lass das liegen“ durch zu leiern, und mir nebenbei zu erklären versucht, warum es geduldiger wie konsequenter Erziehung bedarf, man einem Kind nicht alles durchgehen lassen sollte und mir hinterher beweist, was für ein fürsorglicher Papa er ist, wenn er dem kleinen Philipp letztendlich doch erlaubt, die Gummibärchen, die Lutscher, die Schokolade, die Zuckerwatte und den Mäusespeck in den Einkaufswagen zu legen. Seeeeeehr konsequent!

… auch wenn Manfred von den verzogen Nachbarskindern erzählt, die doch alle verwahrlost sind und Drogen nehmen, während er sich seinen achten Jim-Beam-Cola genehmigt.

… aber auch, wenn Katja wie eine Furie, Beleidigungen gepaart mit Drohungen durch den Garten brüllt, dabei zwei Kinder auseinander zerrt und ohrfeigt, die sich gerade ein bisschen rangeln, bevor sie wieder an den Tisch zurück kommt und sich lauthals darüber wundert, woher die Kleinen doch nur dieses Aggressionspotential haben. Von Zuhause sicher nicht!

So sitze ich nun auf einem Ü30-Geburtstag, höre mir Stillgespräche in der „Chenlein“-Sprache an und beobachte, wie klein Sophie mit den rosigen Pausbäckchen zum Mittelpunkt der Gesellschaft wird und jeder Gast sich darum reißt, diese 10 Pfund schreiendes, spuckendes, sabberndes, zappelndes Stück Fleisch einmal auf dem Schoß zu halten, wie Klein-Lara und Klein-Tobias sich geschlagene zwei Stunden um den roten Ball streiten, ungeachtet der gelben, blauen und grünen Bälle die den Garten verzieren (Annette kann es mir erklären: Es geht ums Prinzipchen. Nicht darum, den Ball zu bekommen, sondern darum, DEN Ball zu bekommen. Genau DER Ball muss es sein!), wie Klein-Maria die Tischdecke in tausend kleine Fetzelchen verwandelt und Monika stolz die neuesten zehntausend Fotos ihrer Kinderlein präsentiert.

Ich höre, wie Klein-Maximilian unaufhörlich darum bettelt, auch mal Cola trinken zu dürfen, Frank seine Endlos-Schallplatte auflegt („Philipp, lass das bitte, Philipp nicht das Messer anfassen, Philipp nicht so nah an den Grill bitte, Philipp nein, Philipp komm her.“), ich höre Maria kreischen, Tobias jammern, Lara weinen, Sophie Bäuerchen machen, Maximilian zetern und Philipp mit einem genervten „Neeeeeiiiiin!“, eine jede Bitte von Papi kommentieren.

Ich blicke zu meiner ebenfalls noch kinderlosen Freundin herüber und sehe in Ihren Augen die Verzweiflung, die ICH SELBER schon seit Stunden spüre. Ich ahne Ihren telepathischen Hilferuf: „Bitte, lass uns zu Jürgen, Sabine, Udo und Karin auf die Ü30-Party gehen.“

Liebe Eltern, versteht mich nicht falsch. Ich bewundere Euch für eure Selbstvergessenheit, die vielen Opfer die ihr aufbringt, damit wir egoistischen, noch kinderlosen Erwachsenen, die ja keine Ahnung von RICHTIGER Erziehung haben, von Euch lernen können, wie toll es doch ist, solche Kinder zu haben. Ich verneige mich vor Eurem Dienst an der Gesellschaft, habe Hochachtung davor wie Ihr auf alles Schöne im Leben verzichtet, weil Ihr MIT Euren Terroristen ja leider nirgendwo hingehen könnt. Ich freue mich auch für Euch, wenn Eure verzogenen Rotzis später nicht im Knast landen, sondern Euch wenigstens bis zu Ihrem 30. Geburtstag schön Zuhause auf den Keks gehen, weil sie dazu erzogen wurden…

… zu meinen, dass immer noch alles stramm steht, wenn ihnen danach ist

… sich alles erlauben dürfen und zu nehmen, was sie wollen

… kein korrektes „Deutschilein“ sprechen oder schreiben zu müssen

… den Wert von Geld nie erfahren haben und auch nicht, wie man damit umgeht

… zu wissen, dass Alkohol und Drogen nur bei anderen etwas schlechtes ist

… dass Gewalt eine gute Lösung ist, wenn einem nicht der Sinn auf Erklärungen steht

ABER bitte, bitte, bitte versucht nicht ständig, mir einreden zu wollen, ich müsse ein Kind haben um wirklich „das Leben“ fühlen zu können oder mir erzählen zu wollen, was für ein schlechter Vater ich doch wäre und dass ich KEINE AHNUNG habe, was Kindererziehung angeht. Erzählt mir bitte nicht, dass Kinder „nun mal so sind“ und dass sich das alles von alleine „herauswächst“, wenn sie älter sind. Träumt einfach weiter Euren Traum davon, aber lasst mich mit Eurem Klugscheiß in Ruhe.

Argumentativ ist da im Moment eh nichts zu machen, da Kinder haben wollen doch ein Gefühl sein sollte, dass man irgendwann mit dem richtigen Partner oder der richtigen Partnerin an der Seite, bekommt, und nicht eine logische Folge aus einer Beziehung oder gar eine durchdachte Strategie, noch mehr Eigenheimzulage zu kassieren, oder?

Einkaufen in der Mittagspause…. ein Erlebnis

Gerade komme ich vom Einkaufen… in der Mittagspause, was ich im Nachhinein betrachtet, besser heute Abend gemacht hätte, wenn GZSZ im Fernsehn läuft. Warum? Nicht weil ich GZSZ für volksverdummenden Schwachsinn für Zivilversager halte. Das natürlich auch, aber vor allem, weil dann weniger Frauen, Opas und Omas ihre nichtvorhandenen Fahrkünste testen. Ich meine Hey…. ich wollte doch nur kurz einen Liter Milch holen, weil ich Halsschmerzen habe, aber was wird daraus? Ein füllendes Programm und bevor ich mich versehe, muss ich mich schon beeilen, damit ich nicht zu spät aus meiner 1-stündigen Mittagspause komme…. für einen Liter Milch!

Mir war das gar nicht so klar, dass die Fahrlegasteniker, jeden Mittag auf irgendwelchen Parkplätzen von Einkaufsläden ihre Jahreshauptversammlung abhalten. Euch?

Da gibt´s kein Vor und keine Zurück und es ist lustig anzusehen, wie drei Frauen gleichzeitig versuchen, eine Parklücke im Zeitlupentempo zu belegen. Herrlich! Bis dann plötzlich die erste von den Dreien merkt: Halt, hier stimmt was nicht und bremst. Verloren…. aber nicht schlimm, der Schneckenkampf geht zwischen den beiden übrig gebliebenen gnadenlos weiter und die Tatsache, dass selbst bei gewonnenem Zweikampf die Parklücke so eng ist, dass keine von beiden jemals aus dem Auto aussteigen könnte, hindert nicht daran weiter für sein Recht auf Parklücke zu fighten. Bravo! Das nenne ich Konsequenz! Dumm aber das dann wenigstens konsequent…

Schön ist auch, wenn die Fahrlegastenikerin eine Freundin dabei hat, die dann vor der Parkaktion aussteigt und versucht, die Lücke unter Einsatz der Fingernägel und der schleudernden Handtasche frei zu halten. Da hat sie aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn Frauen beim Einparken, sind zwar nicht schnell, aber gnadenlos. Sie lassen sich nicht einmal von anderen Autos aufhalten, die bereits in der ausgewählten Parklücke stehen. Richtig so! Anlauf und rein… alles andere wäre doch Platzverschwendung, denn hochkant passen auch zwei Autos rein. Kurzum: Parklücke freihalten gibt´s also nicht! Da nützt auch der zarte 94 Kilo Astrahlkörper der beifahrenden Freundin nichts, selbst wenn sie 1,65 m ist.

Aber weiter geht´s…. es gibt noch mehr zu entdecken an einem schönen Donnerstagmittag auf den kleinen Parkplätzen vor den großen Einkaufsläden: Während Männer offensichtlich in Mathematik und Physik besser aufgepasst haben und wissen, dass es beim Einparken wichtig ist, dass die lenkbare Achse hinten sein sollte, versuchen Frauen hingegen JEDE Parklücke im Vorwärtsgang zu erobern. Dabei ist es natürlich egal, wie eng die Anfahrt oder auch die Lücke selber sind. Autos werden vorwärts eingeparkt! Basta! Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht, denn schließlich wiederholt sich das ganze Schauspiel dann ein paar Minuten später beim Ausparken wieder.

Während ich so in Gedanken vertieft und die Zeit vergessend, in meinem, mittlerweile kochenden, Auto mit einem Lächeln im Gesicht beobachte, wie Miss Evil Kneevel beim 8 Anlauf, rückwärts- und wieder vorwärtsfahrend, das sechste Mal gegen die Beifahrertüre des Nachbarautos fährt, werden mir plötzlich zwei Sachen völlig klar: 1. Hier darf ich nicht mein Auto abstellen, falls es überhaupt noch ein Entkommen aus dieser selbstproduzierten Massenkarambolage für mich gibt! Und 2. Ich weiß jetzt schlagartig, warum es Frauenparkplätze gibt. Und fühlte ich mich als Mann bislang immer diskriminiert und schimpfte auf die vorgetäuschte Gleichberechtigung der Frau, die immer nur dann gefordert wurde, wenn es gleichzeitig einen Vorteil für das schwache Geschlecht bedeutete, so bin ich jetzt nach dieser Erfahrung doch sehr froh, dass es Frauenparkplätze gibt.

Und den Männern kann ich nur raten, haltet Euch davon fern!!! Ist zwar lustig aber auch sehr gefährlich!

Die (über)Zeugen(den) Jehovas

Ich liebe unerwarteten Besuch nach Feierabend vor meiner Haustüre und manchmal hat man das Gefühl, als hätten sich Vorwerk, GEZ, rumänische Teppichverkäuferinnen und die Zeugen Jehovas geradezu abgesprochen, eine Art Flashmob vor meiner Türe zu veranstalten. Schon gespannt darauf, wer morgen vor meiner Türe steht, hatte ich gestern bereits Besuch von einem netten „Pärchen“, die mit mir über Gott sprechen wollten. Da ich bereits vor vielen Jahren Glauben gegen Wissen eingetauscht habe, gibt’s bei mir natürlich viel zu missionieren. Die Frage: „Haben Sie Interesse an einem Gespräch über Gott?“, von der nicht mehr ganz jungen, aber dafür sehr unattraktiven Renate Sommer mit dem behaarten Leberfleck auf der rechten Wange, war für mich auch ein gefundenes Fressen. Gemeinsam mit ihrem Glaubens-AZUBI Lars Fromm stand sie gestern im schwarzen Hosenanzug vor meiner Türe. Auch ohne die erste Frage, war sofort klar: hier geht es nicht um den neuen „Kobold 140 Handstaubsauger mit wartungsfreiem Reluktanzmotor und einstufigem Radialgebläse aus hochwertigem, recyclebarem, thermogeformtem Kunststoff nach DIN IEC 60 312“, sondern um den Typen, der für die Fusel auf Teppichen überhaupt erst verantwortlich ist, weil er nämlich für alles verantwortlich ist, was auf dieser Welt passiert: es ging um GOTT.

Lars, vielleicht gerade Anfang 20 und übersät mit postpubertären Pickeln im Gesicht lächelte mich aus seinem grauen Anzug heraus so dämlich an, dass ich echte Lust verspürte, die beiden herein zu bitten, um zu sehen, ob sie argumentativ ebenso von Gott begnadet waren, wie sie optisch bereits vermuten ließen. Im Wohnzimmer angekommen, fiel zunächst Aragon, meine Deutsche Dogge über die beiden her – freudig, denn Aragon tut niemandem etwas, außer das er seine Begrüßungsopfer innerhalb von Sekunden von oben bis unten mit seinem stetig sabbernden Maul einspeichelt. Deutsche Doggen sind für ihr Speichelproblem bekannt und ich habe zudem noch eine besonders große Dogge erwischt, die der etwas klein gewachsenen Renate problemlos in die Augen sehen konnte, ohne zu springen. Renate sah also binnen Sekunden im Gesicht aus, wie eine tschechische Pornodarstellerin auf einer Massen-Bukkake, als sie sich gemeinsam mit Lars auf mein Sofa setzte. Es fiel mir schwer, bei diesem Anblick den Satz „Der tut nichts schlimmes!“, einigermaßen ernsthaft herauszubringen. So zugekleistert hatte selbst Renate einen Hauch von Erotik und ich überlegte, ob ich ihr ein Tuch anbieten oder mich einfach in diesem Zustand mit ihr über Gott unterhalten sollte. In einem Anflug von Mitleid gab ich ihr dann ein Stück Küchenrolle und verwies Aragon auf seinen Hundeplatz. Etwas verängstigt sagte Lars: „Der hört aber gut.“ „Ja, aufs Wort“, entgegnete ich. „Zwar meist erst auf das dritte oder vierte, aber immerhin.“

Renate wischte sich das Gesicht wieder sauber und somit den Hauch von Erotik wieder weg, während ich schon mal versuchte, das Gespräch etwas anzukurbeln: „Sie sind also die Gemeindepastoren? Ich hoffe, Sie sind nicht allzu böse, dass ich Sie noch nie auf der Arbeit besucht habe.“ Renate korrigierte forsch durch das aufgefaltete Küchentuch: „Nein, wir sind die Zeugen Jehovas, die Soldaten des Himmels!“ Mit einem Lächeln sagte ich: „Boar, da haben Sie aber einen weiten Weg zur Kaserne.“ Während mich beide doof anguckten, ahnte ich schon, dass das hier kein lockeres, lustiges Gespräch werden würde. Darum schob ich gleich nach: „Wieso denn eigentlich Soldaten? Ist irgendwo Krieg?“ Lars Fromm und Renate Sommer schauten noch immer dumm aus der Wäsche, sagten aber nichts. Weil ich die gedrückte Stimmung etwas heben wollte und um den beiden Soldaten klar zu machen, dass ich nicht der Feind bin, fragte ich: „Möchten Sie vielleicht einen Tee?“ Beide nickten und Renate sagte: „Das ist sehr freundlich.“, während sie weiterhin verzweifelt versucht, etwa zwei Liter Hundesabber mit einem einzigen Stück Küchenrolle von ihrem Gesicht und ihrem chicen schwarzen Hosenanzug zu wischen. Lars hatte sich zwischenzeitlich mit seinem völlig durchtränkten grauen Zwirn abgefunden und Aragons schwarze Haare machten sich zusätzlich hervorragend auf dem billigen Stoff. Nach diesem Besuch bei mir, hatten die beiden für Heute definitiv Feierabend, so viel stand schon fest beim Anblick ihrer Anziehsachen.

Beide zuckten zusammen, als Aragon von seinem Hundeplatz aufstand, um mir in die Küche zu folgen. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie sich beide interessiert in meiner Wohnung umschauten, während im Hintergrund noch das letzte Stück des Mercyful Fate-Albums „Dead Again“ lief. Ich sah, wie die beiden miteinander tuschelten, als sie „Das Böse Buch“ von Magnus Myst und „Das Lexikon des Dunklen“ von Wolfgang Bauer in meinem gut sortierten Bücherregal entdeckten. Sicher war ihnen beim Reingehen auch das Bild von dem Gargoyle mit dem Pentagram im Flur aufgefallen. Ich lächelte, als ich mit einem Tablett voller Tee wieder zurück ins Wohnzimmer kam. Renate und Lars schauten noch immer um sich und bedankten sich dann artig für den Tee, als ich servierte. Ich schickte Aragon wieder auf seine Hundedecke, setzte mich zu den beiden Himmelssoldaten und war nun bereit für die wichtigen Neuigkeiten über Gott, die mich bekehren sollten. „Glauben Sie an Gott?“, stieg Renate gleich ein. Ich lehnte mich zurück und fragte: „Sieht es hier so aus, als ob ich das täte?“ „Nun ja“, sagte Renate, während ihr Glaubens-AZUBI wieder anfing senil zu lächeln, „ich denke nicht, wenn sie hier Teufelssymbole in Ihrem Flur aufhängen.“ Ich lachte. „Teufelssymbole? Sie scheinen sich ja richtig gut auszukennen, liebe Frau Sommer. Ein Pentagram, welches mit der Spitze nach unten zeigt, ist ein Symbol des Bösen, ebenso wie ein umgedrehtes Kreuz. Da haben Sie Recht. Mein Pentagram allerdings zeigt mit der Spitze nach oben und ist ein Zeichen des Guten, des Lebens, der Magie und des Schutzes und es ist ein wesentlich älteres Symbol, als zum Beispiel Ihr christliches Kreuz. Mein Pentagram im Flur schützt mein Haus vor schlechten Einflüssen. Vielleicht sogar vor Ihnen beiden!“

Renate war sichtlich sprachlos darüber, dass sie das offenbar noch nicht wusste. Lars versuchte sie zu retten und sagte: „Nur Jesus kann die Menschen beschützen! Er ist für unsere Sünden gestorben.“ Verdutzt guckte ich Lars an: „Woher weiß Jehoshua Ben Joseph denn von meinen Sünden?“ „Weeer?“, fragt Renate. „Na, Jehoshua Ben Joseph von Nazareth. Sagen Sie bloß, als Zeugen Jehovas kennen sie Jesus bürgerlichen Namen nicht? Jesus wurde er doch erst viel später genannt. Wer hat Sie denn ausgebildet?“ Beide gucken mich blöd an. Bildung hat eben doch manchmal Vorteile. „Aber mal angenommen“, fahre ich fort, „es habe die christliche Mythengestalt tatsächlich gegeben, woher soll er vor knapp 2010 Jahren gewusst haben, welche Sünden ich begehen werde? Von denen, die noch vor mir liegen, weiß ja selbst ich noch nichts.“

Schnell schoss Lars wieder einen seiner auswendig gelernten Argumentationen für Nichtdenker in den Raum: „Jesus ist allwissend!“ Renate, mittlerweile wohl wissend, dass mich derartige Schlagsätze für ungebildete Schnellgläubige nicht beeindruckten, versuchte noch nachzulegen: „Gott ist allwissend und durch ihn, sein Sohn Jesus Christus auch.“ Ich ging zum CD-Player und startete „Dead Again“ von vorne, bevor ich erneut den Oberlehrer für schlecht informierte Himmelssoldaten spielte: „Allwissenheit für die Zukunft wurde nachweislich schon von namhaften Physikern ad absurdum geführt. Nehmen Sie nur mal Schrödingers mathematisch beweisbare Theorie von den Varianzen des Zeitstrahls, welche, bedingt durch die Chaostheorie, zu einer unendlichen Vielfalt möglicher Zukünfte führen und das Kontinuum in endlose unterschiedliche Varianten aufspalten. Das macht jede exakte Zukunftsvorhersage absolut unmöglich, da sich nicht berechnen lässt, welche der unendlichen möglichen Parallelen des Multiversums der Zeitstrahl kreuzen wird.“

Beide schauten mich an, als wäre ich der einzige Angezogene auf einer Nudistenparty. Zeit also fürs Finale, denn offenbar werde ICH bei diesem Gespräch über Gott leider nicht viel lernen können. Normalerweise teile ich mein Wissen gerne, aber lieber mit Menschen, die auch verstehen, was ich sage. Außerdem erwartete ich jeden Moment meine Freundin und die findet es ohnehin nicht gut, wenn ich ständig mit irgendwelchen Staubsaugervertretern, Missionaren, Teppichhändlerinnen und anderen Klingelterroristen aus Langeweile in unserer Wohnung abhänge und philosophiere. Um die Bude also wieder Soldatenrein zu bekommen, ohne Aragon rufen zu müssen, sagte ich: „Tja, so was lernt man nicht bei Ihrem Kegelverein, oder?“ Renate empört: „Den ‚Kegelverein verbitten wir uns! Wir sind…“ „Ja ja, ich weiß…. Soldaten des Himmels. Aber wie nennen Sie das denn, was Sie machen? Sie schmeißen wahllos die Kugeln Ihrer schlecht recherchierten Propaganda ins Volk und schauen dann, ob nicht ein paar Leute umfallen. Also für mich ist das Kegeln.“

Am Ende mit ihrem Latein, stand Renate auf, zog an Lars herum und sagte wutentbrannt: „Ich sehe schon, hier können wir nichts mehr retten.“ Zustimmend sagte ich: „Gut erkannt. Ich will auch gar nicht gerettet werden.“ Lars verschüchtert: „Danke für den Tee.“ „Gern geschehen“, sagte ich, „auch für den Nachhilfeunterricht.“ Renate zischte auf dem Weg zur Türe vor mir: „“Jesus wird Sie nicht retten, sondern Ihre Seele verdammen.“ Aragon tapste hinter uns her. „Darauf habe ich gewartet. Sie wollen mir also drohen? Also gut, dann gebe ich Ihnen zum Schluss auch noch einen Satansfluch mit, der Sie für immer belehren wird, sich nicht mit dem Teufel persönlich anzulegen.“ Renate riss die Türe auf und beide liefen schnell aus meiner Wohnung und dabei meine Nachbarin um, die gerade zufällig mit zwei Einkaufstüten vor meiner Türe stand und mobil telefonierte, während ich meine eh schon tiefe Stimme senkte und in allerbester „Sepultura“-Manier hinter den beiden hinterher rief: „Ich verfluche Sie Beide! Für den Rest des Tages sollen Sie schrecklichen Durchfall erleiden! Im Namen des Sataaaaaaaaaans“ Lars hörte ich noch sagen: „So ein Unsinn!“, bevor sie um die Ecke verschwanden.

Ich half meiner Nachbarin auf die Beine und sammelte die Lebensmittel vor der Haustüre ein, die aus den beiden, von Renates Aufprall, zerrissenen Tüten heraus gefallen waren. Meine Nachbarin schüttelte nur sprachlos mit dem Kopf. Sie kennt mich halt. Als Entschuldigung, lud ich sie noch auf eine Tasse Kaffee ein. Ich schloss hinter uns beiden die Türe, fing lauthals an zu lachen und sagte: Ich glaube nicht, dass die beiden Himmelskrieger nochmal wiederkommen.“, während meine Nachbarin wortlos die Informationen auf der fast leeren Packung Abführmittel las, die noch auf dem Küchentisch lag und vorsichtshalber gründlich die Tassen ausspülte, bevor ich uns beiden einen Kaffee eingoss.

Stadtbummel in Krefeld

Es ist schon fast Gesetz, dass ich immer ziemlich durchnässt bin, wenn ich mich schon mal alle paar Wochen zu einem Stadtbummel entschließe. Auch heute Morgen… Ich hatte kaum die Klinke in der Hand, um die Haustüre zu öffnen, verzieht sich die Sonne hinter den Wolken und es fängt an zu regnen. Eine Wahrsagerin in einem kleinen Wohnwagen auf der Gelderner Kirmes, hatte mir vor ein paar Jahren einmal nach der wissenschaftlich nicht ganz anerkannten Methode des Handlesens angedeutet, dass ich zu den ganz wenigen glücklichen Menschen gehöre, die in Ihrer Ahnengalerie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen niederen Jagd- und einen niederen Regengott haben und das daher immer wenn ich „jagen“, also einkaufen gehe, der Regengott und der Jagdgott mich begleiten, beschützen und lieben. Aha… Toll… Mit so viel Liebe also überschüttet, war ich dann bereits vom Auto bis in die Fußgängerzone klitschnass. Regenjacken lehne ich aus zwei Gründen ab: Erstens gibt es keine schönen und zweitens kompensiere ich die abgehaltene „Liebe“ von oben meist mit übertriebener Transpiration innerhalb der luftdichten Jacke, so das am Ende der Grad der Durchfeuchtung sich wieder relativiert.

So durchnässt führte mich mein erster Weg in die städtische Bücherei. Kennt Ihr solche Menschen, die man nur einmal sieht und die einem SOFORT unsympathisch sind? Genau so eine Dame stand hinter der Kassentheke. Weil ich aber eigentlich keine Vorurteile haben möchte, dachte ich: Komm, gib ihr noch eine Chance, sie doch noch zu mögen. Also lief ich freundlich lächelnd auf sie zu, während sie mich beiläufig mit einem gekonnt arroganten Blick von oben bis unten musterte in meiner durchnässten Kleidung. Zugegeben, sah meine Hose unter der Jacke mittlerweile so aus, als würde ich sie nach einem Ratgeber über Inkontinenzprobleme fragen, aber um dem von vorne herein aus dem Wege zu gehen – weil sie vermutlich keine Ratgeber zu diesem delikaten Thema hatte – beachtete sie mich gar nicht erst weiter und verspielte somit auch die zweite Chance auf Sympathie, die ich ihr gegeben hatte. Lauthals mit Ihrer Kollegin tratschend und lästernd, würdigte sie mich keines weiteren Blickes, während ich versuchte, durch ständiges Räuspern und Husten zumindest das interessante Gespräch der beiden zu stören. Erst nach gefühlten fünf Minuten, und auch nur weil ihre Kollegin an das zum zehnten Mal klingelnde Telefon gehen musste, wandte sich das aufgetakelte Relikt aus der Steinzeit des Dienstleistungsgewerbes gnädig zu mir um. Ihre Taktik sich vor der Arbeit zu drücken war zugegebenermaßen ganz schön ausgefuchst und bestand darin, ein gewisses Repertoir an miesepetrigen, mürrischen, übellaunigen und vergrätzten Gesichtsausdrücken geschickt im Wechsel einzusetzen, so dass nur die dreistesten unter den Büchereimitgliedern sich überhaupt trauten, es zu wagen, sie anzusprechen. Ich wette dass die meisten der Ausleiher ihre geliehenen Bücher gerne mit Strafe überzogen, wenn sie sahen, dass Frau Griesgram heute Dienst hatte. Die Taktik funktionierte also…. ausser bei mir! Ich hievte mit aller Gewalt mein Sammelsurium von geliehenen Büchern in der von aussen triefnassen Plastiktüte auf die Theke, so dass einige Wassertropfen gegen die Kasse, den Computer und auch gegen ihre schneeweisse Bluse spritzten. Mein ohnehin bereits breites Lächeln, das noch von ihrer zweiten aber ungenutzten Chance in meinem Gesicht übrig geblieben war, wurde beim Anblick der nassen Punkte auf ihrer weissen Kik-Sonderangebots-Ware, noch breiter. Ich dachte nur: Lieber Gott, bitte lass das heute der korrekte Abgabetermin für die Bücher ist!“ Aber zum großen Erstaunen des wortlosen Drachen hinter der Theke, gab es an der Rückgabe nichts zu meckern. Ich nahm also den arroganten Kopfnicker als Einverständnis hin und machte einen schnellen Abgang, bevor Frau Griesgram noch einen Putzlappen für die Wasserlache auf Ihrem Tresen herausholte. Die nasse Tüte voller Liebestropfen meines Regengottes habe ich ihr als Anerkennung für ihre aufopfernde Hilfsbereitschaft gerne da gelassen.

So schlenderte ich weiter die Einkaufsstraße hinunter, als meine Nase plötzlich auf eine harte olfaktorische Probe gestellt wurde. Pieper, oder wie diese schlechte Douglas-Kopie heisst, präsentierte im Rahmen eines Tages der offenen Türe einen ganz neuen Gestank, den sie natürlich geschickt wie immer, den Verbrauchern als „Duft“ andrehen wollten. Drei völlig überschminkte, kurzberockte, aber zugegeben wohldefinierte Avon-Beraterinnen warteten mit einladend aufgeknöpfter Bluse und herausblinzelnden BH´s in 75 D bereits an der Türe auf mich, um mich zu dritt zu überfallen und im Würgegriff in den Laden zu verschleppen, wo ich dann an eine wesentlich weniger attraktive und mindestens doppelt so alte, aber zugegeben gut „restaurierte“ Kollegin übergeben wurde, die mir das komplette Angebot präsentierte. Glücklicherweise das Angebot des Ladens und nicht ihr eigenes!!! Sie machte unmissverständlich und in einem durchgehenden Redeschwall klar, dass ich aus dem Geschäft erst wieder herauskommen würde, wenn ich ALLE im Angebot befindlichen Duftwässerchen durchgerochen und wenigstens eins davon gekauft hatte. Tag der OFFENEN Türe war offenbar nur von aussen. Einmal gekidnapped wurden meine Geruchsnerven und ich erst nach geschlagenen 30 Minuten wieder frei gelassen und auch nur, weil ich eidesstattlich versichte, dass ich Hartz-IV beziehe, für vier uneheliche Kinder und drei Frauen Unterhalt bezahlen muss, mein Konto bereits gepfändet wurde, aufgrund von Zahlungsverpflichtungen in Gesamthöhe von 150.000 Euro eine Privatinsolvenz gegen mich läuft und Peter Zwegat Zuhause bereits mit seiner Wandtafel auf mich wartet. Unter lauthalsen Beteuerungen, dass ich mir ansonsten natürlich sehr gern einen der angebotenen Herrendüfte kaufen würde und dass ich ganz sicher dann in sieben Jahren, wenn meine Insolvenz durchgestanden ist, wieder komme, verließ ich schnell den Laden. Ich beobachtete im Herausgehen, wie die drei Avon-Schnepfen mit den dicken Titten, die nächsten zwei ahnungslosen Passanten in den Laden verschleppten. Schnell weg hier, dachte ich.

Als ich jetzt ein ganzes Stück durch den nicht aufhören wollenden Regen gerannt bin, ohne mich umzuschauen, stehe ich jetzt atemlos und keuchend vor einem Schaufenster. Mein Blick fällt auf ein überdimensional großes Schild auf dem steht: Sonderangebot > für NUR 19,95 Euro!“ Deckeldosen??? Was soll das sein? Gehören Deckeldosen zu der gleichen Art wie „Dachhäuser“? Oder vielleicht „Reifenautos“? „Buchstabenbücher“? Dass es mit der Menschheit bergab geht, ist ja soweit nichts Neues, aber anscheinend nimmt das Tempo in einem nicht geahnten Ausmaß dramatisch zu.

Gröhlend und lärmend macht sich derweil eine Punker-Parade auf diversen Bänken in der Fußgängerzone breit, um in der Folgezeit einen Biervorrat wegzuschlürfen, der sonst nur bei den periodisch in den Verbrauchergroßmarkt einfallenden Dänen und Engländern zu beobachten ist. Ich blicke auf meine Uhr….klar… es ist schließlich schon fast elf Uhr Morgens. An dem Saufgelage nicht beteiligte Mitglieder der Punkergruppe machen sich unterdessen daran, mit einem Cola-Pappbecher von McDonalds Geld für die Finanzierung der nächsten Palette Hansa-Pils zu erschnorren, während sich gerade direkt neben mir ein bunter Kollege mit Irokesenschnitt wohlig vor dem Angebot der „Deckeldosen“ übergibt. So etwas erhöht zwar nicht zwangsläufig die Spendenbereitschaft des vorbeilaufenden Publikums, aber es hilft mir zumindest dabei, endlich den ekelhaften Gestank aus der Douglas-Filiale wieder aus der Nase zu bekommen. Danke, mein bunter Kumpel!

Während ich so weiter die Geschäfte entlang bummel, denke ich darüber nach, wie praktisch jetzt eine Deckeldose für meinen neugewonnenen bunten Freund von gerade gewesen wäre. Deckel auf, reinbrechen, Deckel wieder zu! Und das für nur 19,95 Euro.

Meine olfaktorische Erlebnisreise sollte aber wohl noch nicht zuende sein, denn während ich auf der Rolltreppe des nahegelegenen Kaufhauses stehe, um hoch in die Sportabteilung zu gelangen, werde ich von dem Eau de Toilette – oder in dem Fall besser die Übersetzung: „Klowasser“ – meines Vordermanns fast bewusstlos. Eine Bewusstlosigkeit auf einer Rolltreppe kann dramatische Folgen haben, wie jeder weiss. Nur der Gedanke an die schlimmen Verletzungen, die man sich spätestens nach der dritten kompletten Runde hoch und wieder runter, oberhalb und unterhalb der Stufen zuziehen kann, bis endlich jemand geistesbehellt auf den Notaus drückt und die Rettungssanitäter kommen, lässt mich nicht zusammenbrechen. So taumel ich am Ende der Treppe, mittlerweile fast blind geworden, auf einen Verkäufer zu. Etwas erholt von der zweibeinigen Stinkbombe vor mir auf der Rolltreppe, frage ich freundlich: „Guten Tag, können Sie mir bitte sagen, wo ich hier Sportsocken finde?!“ Der junge tricolorhaarfarbe Mann mit modern in den Kniekehlen hängenden Used-Jeans, bunten Chucks und hautengem EdHardy-Shirt gekleidet, dessen Aufdruck dem Mageninhalt meines bunten Punkerfreundes verblüffend ähnelt, sieht mich an, als wäre ICH der jenige von uns beiden, der dämlich aussieht. „Sie wollen bitte was???“, fragt er mich mit einer Verachtung, die eigentlich den Regenwolken an einem sonnigen Badestrand vorbehalten sind. Tolle Satzstellung, denke ich noch, als EdHardy die Hände aus seiner Used-Jeans zieht. Wärend ich mir in dem Moment echte Sorgen mache, dass sein Beinkleid jetzt noch weiter von seiner Calvin Klein Unterhose herunterrutschen könnte, fängt er schon altklug und wild gestikulierend an, mir zu erklären, dass es Sportsocken schon lange nicht mehr gäbe und dass diese weissen Frottierdinger jetzt „Inside-Shoe-Tapes“ heissen und auf den wissenschaftlich neuesten Stricknadeln von blinden Epileptikern unter Wasser in China gehäkelt werden und so weiter und so weiter… Während er noch weiter ausholte und irgendwas von neuesten Erkenntnissen der Laufschuhentwicklung und wichtigsten sportmedizinischen Erkenntnissen faselt, erblicke ich einige Abteilungen weiter ein Poster von „Limp Bizkit“. Im Kopf summe ich den Text von „He Said She Said“, während der offensichtlich promovierte Sportprofessor immer weiter unaufhörlich erklärt und erklärt. „Fachidiot schlägt Kunde tot!“, hätte mein Marketing-Prof jetzt gesagt. Als ich gerade an der Textstelle angekommen bin, an der Fred Durst voller Hass singt „And if my day keeps goin this way I just might, break your fuckin face tonight…“, bietet der mittlerweile nur noch monoton in meinem Ohr summende Eddy an, die allerneueste Kollektion einmal in meiner Größe aus dem Lager zu holen, damit ich alles anprobieren könne. Ich willige freudestrahlend ein, damit ich endlich die Gelegenheit nutzen kann, auch ohne „Inside-Shoe-Tapes“, weg von diesem Klugscheisser, hinein in die Musikabteilung zu flüchten. Müssen meine guten alten Sportsocken eben noch eine Weile halten.

Der hier unter coolen Bandpostern diensttuende, etwa 19-jährige Azubi, ist gerade im Begriff, die fest installierte Hifi-Anlage zur Berieselung der Kunden mal so richtig aufzudrehen, während ihn sein Abteilungsleiter, in einem zum Scheitern verurteilten Versuch, endlich Vernunft anzunehmen, lauthals anschreit und beschimpft. Der 19-jährige reagiert darauf nur mit einem pädagogisch korrekten Mittelfinger und verschwindet wortlos aus der Abteilung. Ich beschliesse, zunächst meine Suche nach der von mir favorisierten CD ohne eine dieser qualifizierten Fachkräfte aufzunehmen. Während dessen fällt mein Blick auf ein grellgelbes Angebot: Ein fernsteuerbarer Walkman. Super… Ich frage mich, wie weit ein Walkman wohl weg sein kann, so dass man eine Fernsteuerung für ihn braucht? Und wie kann es um den Geisteszustand des Ingenieurs bestellt sein, der so etwas erfindet? Was sagt dieses Gerät über die Firmenphilosophie von Sony und deren Sicht auf ihren Kundenkreis aus? Endlich finde ich die gewünschte CD und eile zur Kasse. Die Kassiererin hat einen Gesichtsausdruck, als wäre sie gerade damit beschäftigt, bei lebendigem Leibe zu verblöden. Nach einer dennoch erstaunlich schnellen Abfertigung an der Kasse, eile ich zurück zur Rolltreppe und erkenne im Vorbeigehen den selbsternannten Sportmediziner mit Professur bei Kaufhof. Mitleidig beobachte ich, wie er bereits ein neues Opfer gefunden hat, dem er sein gebündeltes Fachwissen in komprimierter Form in einem 30-Minuten-Verkaufsmonolog vermittelt und dabei die angekündigten Sportsachen in meiner Größe und vor allem meine „Inside-Shoe-Tapes“ locker über den Arm gelegt hat. Mir fällt auf, dass sein neuer Zwangsstudent bereits sehr feste den Stiel seines Regenschirms umklammert und ich würde meine alten Sportsocken dafür geben, um jetzt dessen Gedanken lesen zu können. Sicher hat es was mit herausgerissenen Stimmbändern, eingeschlagener Schädeldecke und viel viel Blut zu tun.

Bei dem Gedanken bekomme ich Hunger. Zeit für eine kleine Verschnaufpause. Ich setze mich mit dem noch immer quälend beissendem Geruch von Douglas und dem Rolltreppenklowasser, für eine Tasse „Lait Mätschäito“ (wie meine Exfreundin es ausgesprochen hätte) und ein belegtes Brötchen in ein kleines anliegendes Café um meinen weiteren Weg durch den Dschungel der Stadt ab jetzt sorgfältiger zu planen. Vor allem möchte ich einen zweiten Offenbarungseid vermeiden und muss daher auf dem Rückweg die Douglas-Filiale weiträumig umgehen. Zu vermeiden ist aber dringend auch der kleine in der Stadt liegende Fischweiher, an dem sich stets die Penner gemütlich einrichten. Mir ist klar, dass ein Anschnorrversuch in meiner Gefühlsverfassung sicher schnell zu einer ballistischen Reaktion führen könnte und bin plötzlich froh, keine Waffe dabei zu haben.

Von meinem Platz im Café habe ich durch die große Scheibe einen genialen Ausblick auf verschiedene Geschäfte um mich herum. Einmal mehr fällt mir gerade wieder der Unterschied zwischen dem weiblichen und dem männlichen Einkaufsverhalten auf: Auf der einen Seite die Frauen, welche selten alleine, sondern meist in weiblicher Rudelbildung unterwegs sind, teilweise mit ihren Männer, denen das ungewohnte Tun sichtlich unangenehm ist. Aber dazu später mehr. Frauen haben stets nur schemenhafte Vorstellungen davon, was sie eigentlich einkaufen wollen. Ich habe oft das Gefühl, dass Sie einfach in das Gedränge eintauchen müssen, sie lassen sich treiben, alle ihre Sinne sind geschärft, nichts entgeht ihnen. Die am Rand der Wege durch das Geschäft platzierten Sonderangebotskörbe und -tische, denen Männer nur einen flüchtigen Blick zuwerfen, um festzustellen, ob die angebotenen Artikel ihrem Beuteschema entsprechen, werden teils mit Hingabe durchforstet, teils mit abwesendem Blick mit nur einer Hand durchwühlt, nur um das Material, den Kontakt zu spüren. Vielleicht findet hier eine unbekannte Art der Kommunikation, der Zwiesprache mit den Waren oder dem Geschäft statt, so wie ein Fußballer vor dem Spiel einen Eindruck vom Rasen, vom Ball und dem Stadion zu erhaschen versucht.

Aber selbst wenn sie eine halbwegs konkrete Vorstellung von dem haben, was sie eigentlich kaufen wollen, werden sie durch das vielfältige Angebot für ihre Wünsche dermaßen verwirrt, erregt und in den Bann gezogen, dass sich der Kauf eines Paares schwarzer Lackpumps leicht bis in die nächste Woche hinziehen kann. Nur so lässt es sich erklären, dass eine Frau sieben rote Gürtel und achtzehn schwarze Pumps im Schrank liegen haben kann, ohne auch nur für eines davon bei erforderlicher Gelegenheit nutzen zu können. „Schatz, das ist nicht rot, das ist kaminrot, scharlachrot, kupferrot, kirschrot, blutrot, tomatenrot und rostrot.“ Nur Frauen sind in der Lage, einen Kleiderschrank voll mit „Nichts anzuziehen“ zu haben. Ich erinnere mich an eine Freundin, die bei einem Umzug gesagt hat: „Ich brauche keinen Kleiderschrank mehr, einfach eine kleine Stange mit einem Vorhang davor, das reicht mir!“ Wenn wir uns heute treffen und daran denken, müssen wir beide immer sehr lachen, denn keine zwei Monate später hat sie den größten mir bisher unter die Augen gekommenen Kleiderschrank gekauft, den IKEA anzubieten hat. Ihr Zimmer ähnelte seitdem mehr so einer Art Kleiderschrank mit Wohngelegenheit.

Frauen leben beim Einkaufen regelrecht auf, und so sie mit Ihresgleichen zusammen sind und dann auch etwas Passendes finden, kann es ein schöner Nachmittag werden. Die Tragödie beginnt, wenn der Gatte leichtsinnigerweise oder aus falschem Heldenmut einer Einkaufstour zugestimmt hat. Oft unter dem hinterhältigen Vorwand, dass ja etwas für ihn gekauft werden müsse. Alleine Einkaufen dürfen wir Männer ja schon lange nicht mehr, zumindest was Kleidung angeht. Kaum hat dann der Mann den von seiner Frau ausgesuchten Anzug in der Tasche, wird er von ihr ohne Gnade in die Damenbekleidung umgeleitet, wo eventuelle Proteste mit der gefürchtesten Waffe der Frau gnadenlos abgeblockt werden: Dem Schmollen. Resignierend und wehrlos lässt sich nun die Beute, …äh der Mann von ihr von Abteilung zu Abteilung, von Fachgeschäft zu Fachgeschäft, von Stadt zu Stadt und noch weiter zerren. Unterbrochen wird das Ganze nur von den stundenlangen Anproben ein und desselben Kleides in unterschiedlichen Größen, was auch noch durch den Trick der Kleidungsindustrie, sogenannte Schmeichelgrößen zu verwenden, also kleinere Größen für größere Kleider zu vergeben, unnötig verkompliziert wird.

Aber noch ein weiteres Kuriosum tritt hier zu Tage: Männer dürfen ja oft nicht alleine einkaufen, weil sie geschmacklich derartig derangiert sind, dass von Bekleidung nur im weitesten Sinne die Rede sein kann. Aber obwohl Männer Hawaiihemden kaufen, fragen Frauen ihre Männer in Modedingen immer wieder um Rat: „Schatz, was meinst Du, soll ich das ultramarinblaue oder das kobaltblaue Kleid nehmen?“ Nur Frauen und Homosexuelle sind überhaupt in der Lage, diese zwei Farbtöne ohne technische Hilfe zu unterscheiden.

Auf der anderen Seite das Einkaufsverhalten der Männer. So sie allein sind, durchpflügen sie die wuselnde Menge und die Fußgängerzone auf ihren eigenen Hochgeschwindigkeits-Expressrouten, die Anlaufpunkte im Kopf, ihre Ziele klar definiert und stets vor Augen. Alle Miteinkaufenden sind da nur lästige Hindernisse, die es zu umgehen gilt. In seinem Blick erkennt man den Jäger und Sammler, der weiß, wo seine Beute lauert und wie sie zu erlegen ist. Er verschwendet keine Zeit mit den am Wegesrand liegenden Verlockungen, denn seine Gene hämmern ihm ein: Sei pünktlich mit der Beute zu Hause, sonst hat Mutti schlechte Laune… Männer könnten sich ein weibliches Einkaufsverhalten einfach nicht leisten, sie wären längst verhungert, bevor sie die passende Beute und das entsprechende Drumherum gefunden hätte. Es gibt allerdings EINE EINZIGE Ausnahme: Den Baumarkt!!!

Aus Gründen und im Ernst

Jetzt schreibe ich seit mittlerweile 20 Jahren Kurzgeschichten, die ich teilweise auch veröffentliche, habe zwei erfolglose Romane verfasst und ein noch sehr viel erfolgloseres Fachbuch über ein Thema, von dem ich offenbar wesentlich mehr verstehe, als die Verleger und Lektoren, denen ich es seinerzeit zur Veröffentlichung angeboten hatte. Und das alles nur, um mir jetzt seit dem 05. Januar 2012, also seit ich auf Twitter angemeldet bin, ständig anhören zu müssen, dass einige meiner Ideen für kleine 140-Zeichen-Tweets „geklaut“ sind.

Ich bin bestimmt ein besserer Autor, als Mathematiker, aber vielleicht kann ja mal einer der offensichtlich alles besserwissenden Hobby-Sheriffs für uns alle ausrechnen, wie groß die Wahrscheinlichkeit wohl ist, dass bei 200 Millionen Usern auch mal zwei oder drei Menschen eine gleiche oder ähnliche Idee haben. Wer das bezweifelt, der glaubt sicher auch, dass es nur 49 verschiedene Möglichkeiten gibt, Samstags im Lotto zu gewinnen.

Insofern sollten wir vielleicht ein wenig vorsichtiger damit sein, jemandem sofort Ideenklau oder sogar Tweetklau vorzuwerfen. Immerhin geht es dabei um geistiges Eigentum, aber eben nicht immer ist alles so wie es auf den ersten Blick scheint. Natürlich kann und sollte man seine Idee bei Tweetster (http://tweetster.de/tools/search) kontrollieren, wenn man sie formuliert hat, aber selbst DAS ist keine 100%ige Sicherheit dafür, dass jemand VOR uns bereits die gleiche oder eine ähnliche Idee hatte und sie nur anders ausformuliert ist. Zusätzlich ist es daher hilfreich, bei Wortspielen den einzelnen Wort-Begriff zu suchen und bei Witzen oder Situationskomik, nur die Pointe.

Das alles, habe ich auch nicht von Anfang an im Januar schon gewusst und musste einiges unter teilweise heftigen Vorwürfen zunächst selbstkritisch lernen. Ich mache nun aber bereits seit einigen Monaten BEIDE Kontrollen und vergewissere mich zusätzlich nach dem Tweet noch einmal bei Tweetster (http://tweetster.de/Bashsalon/faves/recent), dass auch tatsächlich bei jedem neuen Tweet „Ähnliche: 0“ steht. Ich kann nur jedem empfehlen, dies auch zu tun. Trotzdem passiert es nachweislich ab und zu, dass andere Twitter-User oder aber Autoren in irgendwelchen Foren oder Blogs außerhalb von Twitter, bereits irgendwann die gleiche oder eine ähnliche Idee hatten.

Und genau an dieser Stelle muss ich dann leider sagen: ICH BIN RAUS!

Meine Arbeit und mein Real-Life erlauben mir nicht, jedes Wort oder jeden lustigen Satz durch 100.000 Internetseiten zu googlen und zu recherchieren und selbst wenn, wäre auch damit lediglich die digital erfasste Weltliteratur durchsucht und das dann auch nur in meiner Muttersprache. Das geht mir wirklich ein Stück zu weit. Ich beneide Menschen, die offenbar so viel Zeit haben, genau das für andere zu tun und ich bemitleide sie gleichzeitig dafür, dass sie nichts sinnvolles mit ihrer Zeit anzufangen wissen.

Damit ich aber nicht falsch verstanden werde und alles rechtfertige, was auf Twitter passiert, darf ich sagen, es gibt auch in meinen Augen Tweetklau. Sogar in zwei Versionen:

 

  1. Jemand hat eine Idee, formuliert sie als Tweet, kontrolliert bei Tweetster in der Suche, stellt fest, dass es die Idee und auch den Tweet schon so (oder sehr ähnlich) einmal gegeben hat, sendet ihn trotzdem und nimmt damit in Kauf, dass er ein Plagiat twittert.

    Alternative: Einfach ein Sternchen dran machen und die eigene Idee verwerfen.


  2. Jemand kopiert ganz bewusst einen Tweet, den er selber gut findet und gibt ihn als seinen eigenen aus.

    Alternative: Einfach mal den Retweet-Button benutzen und die Sternchen dem überlassen, der sie verdient.

 

Ich unterstütze beide Versionen von Tweetklau nicht. Ich unterstütze allerdings auch nicht, wenn es haltlose Vorwürfe gegen jemanden gibt und alle gleich „Tweetklau Tweetklau“ schreien und Steine werfen. Vielleicht sind wir alle mal so fair, erwachsen und vernünftig genug, den vermeidlich „geklauten“ Tweet zunächst SELBER bei Tweetster zu kontrollieren, ob überhaupt ein ähnlicher zu finden ist. Denn wenn WIR ihn dort nicht finden, dann kann der Verfasser es auch nicht.

(Nur am Rande: Interessanterweise ist es ohnehin so, dass genau DIE Hilfs-Sheriffs, die immer sofort den ersten Stein in der Hand haben und ihn werfen, die sind, die selber Tweets in ihrer Timeline haben, die andere schon vor ihnen getwittert haben. Meistens sogar ganz einfach mit Komplett-Tweet zu finden, ohne einzelne Wortspiele oder Pointen herauskopieren zu müssen. Ihr dürft mir glauben, dass ich DAS bei einigen Personen ganz genau recherchiert und mir die entsprechenden Links herauskopiert habe.)

Also bitte… wer der Meinung ist, dass er absolut frei von jeder Sünde ist und glaubt, ausschließlich Ideen gehabt zu haben, die noch NIE irgendjemand vor ihm hatte, der darf sich gerne diesem Trugschluss hingeben, denn ich glaube, dass ist bei der Vielzahl von Twitterern und Tweets weltweit, alleine rein rechnerisch, nahezu unmöglich.

Andersrum darf MICH selbstverständlich jeder, der in meiner Timeline einen Tweet oder eine Tweetidee von sich entdeckt, vernünftig und mit Link seines eigenen Tweets, darauf aufmerksam machen. Dieser wird dann auf Wunsch des Erstverfassers auch gelöscht, wenn die Inhalte sich tatsächlich decken.

Grundsätzlich und nicht nur bei DIESEM Thema, wäre auf Twitter ein respektvoller Umgang miteinander und von ALLEN beteiligten Seiten wirklich wünschenswert, denn dann macht es hier ALLEN mehr Spaß.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit

Starlight Expräääääässss… Starlight Exprääääääääääässss *sing*

Am Wochenende war ich in „Starlight Express“. Für alle, die hinterm Mond wohnen aber trotzdem lesen können, sei gesagt, dass „Starlight Express“ das wohl erfolgreichste Musical überhaupt ist und seit über 20 Jahren in Bochum aufgeführt wird. Um so mehr erstaunte mich am Sonntag, dass offensichtlich noch nie, in den letzten 20 Jahren, ein Besucher DAS PROBLEM hatte, was mir während der Vorstellung durch den Kopf schoss und was ich natürlich SOFORT mit dem zur Sicherheit abgestellten Personal kurz durchdiskutieren musste….vielleicht werdet ihr heute Abend etwas in der Aktuellen Stunde oder in der Tagesschau darüber hören und für alle, die sich dann fragen: „Was ist das denn für ein Idiot?“ ICH WAR ES!!!

Aber zu den Fakten:

Wer schon mal im „Starlight Express“-Theater in Bochum war, der weiß das, aber für alle, die noch nicht da waren, folgende Situation: Die Plätze im Parkett (übrigens sehr zu empfehlen), sind nur dadurch erreichbar, dass man VOR Beginn der Vorstellung, die Rollschuhbahnen überquert, auf denen die Darsteller WÄHREND der gesamten Show, ihre Runden drehen. Während dieser Show, sind diese Rollschuhbahnen also mit Schranken (netter Kniff des Requisiteurs, weil es ja um Züge geht….seeeeehr spaßig!!!) abgesperrt und werden vom Sicherheitspersonal bewacht, damit niemand auf die Bahnen läuft und von einem Darsteller auf Rollschuhen bei geschätzen 80 km/h überfahren wird. Grundsätzlich also kein Problem und eine gute Idee….WENN MAN NICHT AUF SO BLÖDE GEDANKEN KOMMT, WIE ICH!

Da die „Story“ als solche, jetzt nicht sooooo anspruchsvoll und im Grunde mit vier Sätzen erklärt ist, habe ich ein wenig nachgedacht und fragte mich plötzlich, was wohl passiert, wenn man jetzt als, zwischen Rollschuhbahnen, „eingesperrter“ Parkettzuschauer dringend zur Toilette muss. Um diese Frage für mich zu klären und damit ich mich wieder auf das Musical konzentrieren konnte, stand ich auf und lief zum Sicherheitspersonal, welches an der Schranke in Richtung Foyer und somit zu den Toiletten stand. Ohne, dass ich auch nur „Piep“ sagen konnte, wies die robuste junge Dame mich an, mich SOFORT wieder hinzusetzen. Nun, da ich bei Damen eher die devote, höfliche Variante bevorzuge, als die dominante Bestimmerin, hatte sie mit diesem ersten Satz bereits meine volle Aufmerksamkeit und Antipathie gewonnen. Glückwunsch!

Ich sagte sofort, dass ich zur Toilette müsste, obwohl das natürlich nicht stimmte, denn eigentlich und bevor Frau Sicherheit so rabiat auf meine Bedürfnisse einging, wollte ich ja nur eine banale Frage stellen. Aber DAS war jetzt vorbei. JETZT wollte ich da durch!!! Wer mir sooooo blöde kommt…..*pfffff*

Ich brauchte etwa 7 Minuten, bis ich das, mittlerweile herbeigeströmte, halbe Sicherheitspersonal, glaubhaft davon überzeugen konnte, dass ich ein erfolgreicher Rechtsanwalt aus Düsseldorf sei und mir im Falle der Verweigerung meiner Notdurft, nur der Weg über § 239 Strafgesetzbuch bliebe und ich mich meiner Freiheit beraubt fühlte, selber entscheiden zu dürfen, wann ich zur Toilette gehen möchte.

DAS saß!!! Kurz darauf wurde das Musical unterbrochen, eine kurze Durchsage gemacht und ich durfte die Rollschuhbahn passieren, die Darsteller hatten eine kleine Verschnaufpause, bis ich, mit Szenenapplaus, von der Toilette wieder da war und ICH hatte plötzlich ganz viele neue „Freunde“ für mich gewonnen, als ich wieder zurück auf meinen Platz kam. Ich hätte vorher niemals für möglich gehalten, dass die Menschen, die so um mich herum saßen, SO VIEL Verständnis haben.

Kurzum….es war ein schöner Abend, mit vielen Erlebnissen, geklärten Fragen, neuen „Freunden“, tollen Tipps gegen Blasenschwäche und bestimmt mit einem kleinen Beitrag, wegen der Unterbrechung, zumindest in der Lokalzeit NRW, heute Abend.

Unter uns: Schade, dass ich vor lauter Aufregung gar nicht Pipi machen konnte, als ich dann auf der Toilette stand, aber das müssen die von „Starlight Express“ ja nicht wissen.

Und für dieses Jahr habe ich schon wieder eine neue Idee: Am 10.11. werde ich mich als Robert Enke verkleidet bei Starlight Express während der Vorstellung auf die Bahn werfen und so an seinen Todestag erinnern.

DAMIT schaff ich es dann ganz sicher bis in die Tagesschau.

Bikinifigur in 3 Wochen

OK, ich gebe es zu… ich habe in den letzten Monaten etwas zugenommen. Das geht natürlich nicht, denn der Sommer steht vor der Türe und die Bikinifigur ist noch lange nicht erreicht. Leider werde ich aber von einer Diät nicht satt und habe daher bislang immer mindestens drei Diäten gleichzeitig gemacht, um den Hunger aus meinem Körper zu verbannen, bis…. ja, bis ich kürzlich eine durchschlagende Idee hatte, von der ich dachte, dass sie die gesamte Ernährungswissenschaft und Diätik mit einem Schlag über den Haufen schmeisst. Ich meine wer kennt das nicht: Wochenlang nur Kohlsuppe, bis auch der letzte soziale Kontakt, wegen der unerträglichen Flatulenzen und dem damit einhergehenden Geruch, abgebrochen ist. Wer sich schon zweimal einen komplett neuen Freundeskreis gesucht hat, weiss wovon ich spreche und hat davon, im wahrsten Sinne des Wortes, die Nase voll! Bleibt noch die Trennkost. Trennkost hat zwar den entscheidenden Vorteil, dass sie einen davor bewahrt, Nutellabrote mit Senf zu essen, die durch das unglückliche Zusammenspiel von Kohlehydraten und Eiweissen nur unnötig fett machen, aber mal ehrlich… wer von uns hält DAS lange durch. Dafür schmeckt Nutella mit Senf einfach viel zu geil!

Wer meine Kurzgeschichten hier immer gut verfolgt, weiss wie ich zum Thema Sport stehe und das „Joggen“ zum Beispiel AUF KEINEN FALL eine Alternative für mich ist, um abzunehmen. No way! Da ich aber sehr gerne Sport im Fernsehen anschaue, ohne dabei aber auch nur eine einzige Kalorie zu verschwenden, entschloss ich mich bereits vor ein paar Jahren dazu, die Zeit in der ich untätig den schwitzenden, kalorienverbrennenden Sportlern zuschaue, aktiv zu nutzen. Ich kaufte mir einen „Ergometer“, was lediglich auf Schlaudeutsch „Heimfahrrad“ bedeutet. Der aufmerksame Leser fragt sich jetzt natürlich, warum ich mir nicht ein richtiges Fahrrad gekauft habe und durch die Lande radle. Der schlaue Leser aber weiss, vielleicht sogar aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, einen 32 Zoll Flatscreen-Fernseher mit Full-HD inklusive Satelliten-Anlage an einem Drahtesel zu befestigen, nur um beim Radeln die Sportschau empfangen zu können. Darüberhinaus scheint es ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass wenn ICH Fahrrad fahre, IMMER der Wind genau von vorne kommt, egal in welche Richtung ich auch abbiege. Es gab also keine wirkliche Alternative zu einem Ergometer.

Heute ist mein Ergometer etwa sechs Jahre alt und quasi NEU und unbenutzt, bis auf zwei Sportschaulängen. Ich habe es vor ein paar Tagen bei eBay eingestellt und bei Interesse nenne ich gerne die Artikelnummer zum Ersteigern. Einfach kurz melden!

Aber genug mit der Werbung in eigener Sache und zurück zu meiner eigentlichen ernährungswissenschaftlich revolutionären Entdeckung, von der ich noch vor ein paar Wochen dachte, dass sie mich endlich reich macht oder mir zumindest den Fitness Tribune Award, als größte Auszeichnung im Bereich der körperlichen Gesunderhaltung, beschert. Ich nenne sie einfach mal die „Bino-Diät“: Wir wissen doch alle – zumindest die jenigen von uns, die regelmäßig am Physikunterricht der fünften und sechsten Klassen teigenommen haben – dass es ganz genau einer Kalorie bedarf, um ein Gramm Wasser um ein Grad zu erwärmen. Zugegeben, dass dieses physikalische Gesetz nichts super Neues ist, geht es bei meiner Entdeckung jetzt aber darum, diese Erkenntnis gewinnbringend für sich und seinen eigenen Körper zu nutzen. Das tat ich. Ich achtete also ab da genau darauf, wie temperiert ich meine Nahrung zu mir nahm. Gerne gebe ich dazu ein praktisches Beispiel, welches ich in einer Art Selbstversuch, an meinem eigenen Körper getestet habe. „Also aufgemerkt Kinder!“ – kleiner Spaß am Rande, weil es ein Zitat meines damaligen Physiklehrers gewesen ist, dass er derart inflationär benutzte, dass es schon nach der dritten Physikstunde leider nicht mehr seinen eigentlich angedachten Sinn und Zweck erfüllte.

Von der Theorie in die Praxis… um ein Kilo Fruchteis zu schmelzen, wird laut Thermodynamik die gleiche Menge an Energie benötig, wie Wasser von einem Grad Celsius auf achtzig Grad Celsius zu erwärmen. Es bedarf also umgerechnet ca. 79.000 Kalorien! Nehmen wir nun aber zur Sicherheit an, dass etwas Eis bereits angeschmolzen und der Fruchtanteil recht hoch ist, bedarf es dennoch immerhin etwa 35.000 Kalorien. *bääääämmm* Klar, worauf ich hinaus will??? Um das Ganze jetzt noch annähernd auf Körpertemperatur zu bringen – also von 1° C auf 36° C – werden dann, falls wir nicht kleckern, noch einmal 35.000 Kalorien verbraucht, insgesamt sind es also etwa 70.000 Kalorien Energiebedarf. 70.000 Kalorien entspricht ziemlich genau der Kalorienmenge von 55 Packungen Vienetta Cappuccino.

Als mir DAS klar wurde und ich mein Experiment am eigenen Körper begann, war im gesamten Großraum Duisburg – Krefeld – Venlo (NL), alles Vienetta Cappuccino-Eis innerhalb eines Tages ausverkauft und meine Gefriertruhe zum Zerbersten damit gefüllt. Ich muss aber schon zugeben, dass mich zwischendurch Zweifel an dem Versuch überkamen und dass ich nach der 15 Packung innerhalb von wenigen Tagen etwas Angst bekommen hatte, buchstäblich beim Essen zu verhungern. Mein Körper brauchte von jetzt auf gleich also nach Adam Riese wesentlich mehr Kalorien für das Erwärmen des Vienetta-Eises auf Körpertemperatur, als ich gleichzeitig mit dem Essen der kalten Nahrung zu mir nehmen konnte. Oder banaler ausgedrückt: Je mehr man isst, desto schlanker wird man!!!

Nun sind seit meiner Entdeckung etwa drei Wochen und 52 Packungen Vienetta Cappuccino vergangen, aber anstatt abzunehmen, so wie es ja eigentlich sein müsste, wenn die Physik stimmt, bin ich jetzt noch sechs Kilo schwerer geworden. Na toll! Irgendwo scheint also ein kleiner Denkfehler zu sein, auf den ich leider nicht komme, so sehr ich auch grüble. Jedenfalls sieht man an dem Beispiel mal wieder überdeutlich, was so eine Schulbildung eigentlich wert ist. Nämlich nichts!

Joggen ist was für Mädchen!

„Sollen wir nicht heute mal an der Sechs-Seen-Platte joggen gehen“, fragte mich meine Freundin am Sonntag am Frühstückstisch. Zuerst hatte das noch toll geklungen: Mit einer hübschen Frau joggen…. ich wollte sowieso mal wieder was zur Ertüchtigung tun…. und wie groß kann so ein See in Duisburg schon sein, wenn eine Frau ihn offenbar bezwingen kann. Zwar war ich seit Jahren nicht mehr joggen – aber hey…. nur die Harten kommen in den Garten. Außerdem joggt immerhin die halbe Nation. Die meisten von denen sind 20 Kilo übergewichtig und meine Füsse kann ich schließlich immer noch sehen, auch wenn ich zugeben muss, dass mein Bauch etwas gewachsen ist in letzter Zeit.

Da ich als eigentlicher Sportverweigerer keine Laufhose öder ähnliches besitze, bin ich kurz zu meinem marathonlaufenden Nachbarn rüber um mir wenigstens eine Jogginghose zu leihen… Erstaunt fragte er nach meiner Erleuterung an seiner Haustüre: „Du willst was?!“ Klar, erwiderte ich selbstsicher und eine leichte Laufbewegung simulierend, um meine noch immer vorhandene Sportlichkeit zu demonstrieren. „Das sind gut und gerne acht Kilometer!“, sagte er herablassend lächelnd, während sein drahtiger, durchtrainierter Oberkörper mich durch den schlecht zugebundenen Morgenmantel anblinzelte.

Ich schickte ein überlegenes Lächeln zurück und es folgte ein kurzer Dialog… etwa in der Art von: „Danach wird meine Freundin mich mit ganz anderen Augen sehen“ – „Sie wird Dich gar nicht mehr sehen, weil Du tot sein wirst!“ – „Nein, gesund!“ – „Gesund und tot!“. Er gab mir eine Laufhose aus seinem Schrank und blickte mir mitleidig hinterher, während ich leichtfüßig die paar Meter zurück zu meiner Haustüre joggte.

Der Großkotz traute es mir nicht zu und meine Zuversicht bröckelte zugegebenermaßen ein bisschen. Meine innere Fassade hatte die ersten Risse bekommen. Langsam arbeiteten sich aus den Tiefen meines Bewusstseins längst verloren geglaubte, demütigende Erinnerungen ans Tageslicht: Die Bundesjugendspiele 1982 unter der Leitung von Drillinstructor und Sportlehrerin, Frau Lavon, mit dem Fünf-Kilometer-Lauf als tragischem Höhepunkt. Jämmerliches Versagen unter dem Gelächter der ganzen Schule. Ich hasste Richard von Weizsäcker für diese Schul-Olympiade jedes Jahr. Augenblicklich wurde mir klar, was mein heutiges Horoskop mit „Katastrophe“ gemeint hatte. Aber für Ausreden war es nun zu spät, denn mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen stand meine Freundin nach meiner Rückkehr bereits fertig angezogen in Profilaufausrüstung in der Tür und alle meine Bedenken und Befürchtungen entfleuchten so geschwind wieder, wie eine Scheibe Schinkenwurst in einem Wolfsgehege.

Es war ein schöner Tag am Sonntag, auch wenn es vorher die ganze Woche geregnet hatte. Doch zur Feier des Tages hatten höhere Mächte offenbar beschlossen, das Thermometer einmal deutlich über zehn Grad Celsius zu bringen.

Endlich mit dem Auto auf dem Parkplatz angekommen, drängte mein Freundin sofort mit einem fröhlichen „Auf geht’s!“ und lief gleich forsch voran. Auch ich setzte mich mehr oder weniger anmutig in Bewegung. Die ersten 400 Meter nahm ich wie ein Profi, ich fand sogar noch genug Luft, um Landschaft, Gülleduft sowie das Outfit meiner Partnerin zu kommentieren. Das hörte dann aber rasch auf, während sie einfach weiter fröhlich über dies und das plauderte. Nach etwa tausend Metern beschränkten sich meine Meinungsäußerungen nur noch auf ein kurzes „Aha, mmh!“ oder ein knappes „(schnauf) Soso! (keuch)“. An der 1500-Meter-Marke forderte das trübe Wetter aus der Vorwoche seinen Tribut in Form eines dreifach rückwärts in Grätsche gesprungenen doppelten Rittbergers mit halber Drehung linksrum, der in der gleichen Wassermatschmoorlache endete, die den Kunstsprung ausgelöst hatte.

Die Pause genießend, ertrug ich das aus dem Herzen kommende Gelächter aller Augenzeugen und verfluchte einmal mehr Petrus, die Fitneß-Industrie und die Welt ganz im Allgemeinen. Doch die Pause währte nicht lange, genau genommen nur so lange, bis auch meine Freundin sich ausgelacht hatte. Ihre helfende Hand verschmähend, kam ich tropfend und voller Matsch wieder auf die Beine und enthielt mich jedweden Kommentars. Ich war stinksauer und dachte: JETZT ERST RECHT! Ohne Rücksicht auf mögliche Blessuren zu nehmen, lief ich los um den Rest der Strecke in Angriff zu nehmen. *pffff* Wie weit können acht Kilometer denn schon sein? Ein Witz für mich!

Etwa bei der 2500-Meter-Marke wurde mir dann die Gelegenheit zuteil, tiefere Einblicke in die Phytologie und die Evolution unserer heimischen Pflanzenwelt zu erlangen. Ich zeigte mich einsichtig gegenüber der Tatsache, dass aufgrund ihrer abschreckenden Physiologie und Anpassungsfähigkeit stachelige bzw. dornige Pflanzen in der hiesigen Flora völlig zu Recht Spitzenplätze beanspruchen. Während meine Freundin vor mir elegant und leichtfüssig durch den Urwald tänzelte, schienen die dornigen Zweige geradezu auf mich zu warten. Wie beiläufig schlug hier und da ein Zweig nach mir, verhakte sich in der geliehenen Laufhose meines Nachbarn und verbesserte mit einem ritschenden Geräusch ungewollt die Luftzirkulation meiner Beinkleidung. Mein dumpfes Gekeuche und Fluchen wurde mit einem lieben „Du bist aber auch ein bisschen tollpatschig!“ und „Pass auf!“ kommentiert. Ungeachtet aller Widrigkeit wurde ich so „auf dem Laufenden gehalten“, wie bei einem Verkehrsbericht für wild um sich schlagende Dornensträucher.

Weder das Schlammbad noch meine zerrissene Kleidung vermochten meinen Adoniskörper zu kühlen, so dass der Schweiß in Strömen floss und mir Salz in die gerissenen tiefen Wunden lief. Als wir dann nach gefühlten 40 Kilometern um eine Wegbiegung kamen, wartete dort ein unerwartetes riesengroßes Leistungstief mit einer Waschmaschine in der Hand auf mich. Das Tief sagte zu mir, dass ich die Waschmaschine nun den Rest der Strecke tragen müsse. Begeistert sagte ich ja und war drauf und dran, mich in eine Ohnmacht zu stürzen, als ich die Worte: „Gleich sind wir da, es ist nicht mehr weit!“ vernahm.

Das war natürlich unwissentlich gelogen, denn die Länge einer Strecke hängt schließlich nicht von der gemessenen Entfernung bis zum Ziel, sondern von der körperlichen Verfassung des Läufers ab. Die letzten Meter durchstolperte ich in einem Schleier aus Schmerz, Schwindel und Atemnot und fiel dann kurz vor dem Parkplatz ganz einfach ins Gras am Wegesrand.

Hilfreiche Passanten boten meiner Freundin an, Rettungsdienst und Polizei über Handy zu alarmieren, um dann ungläubig zu vernehmen, dass ich kein Unfallopfer, sondern lediglich Joggen gewesen sei. Ich sah wohl ziemlich mitgenommen aus: Nicht nur, als ob ich rückwärts durch ein Dornengestrüpp gezogen worden wäre, sondern als wäre das Dornengestrüpp gleichzeitig mit mir zusammen durch einen Häcksler gezogen worden. Meine Freundin setzte sich neben mich und sagte: „Na, mit deiner Kondition steht es wohl auch nicht mehr zum besten, was?“ Scharfsinnig bemerkt, dachte ich. Ebenso gut hätte man behaupten können, dass Noah ein Wetterproblem hatte.

Aber selbst für eine bissige Antwort reichte meine Kraft nicht mehr aus. Ich lallte noch tollkühn irgendwas von „War doch ein Klacks!“ und „Nächsten Sonntag um die gleiche Zeit, zeig ichs Dir?“, danach wurde es Nacht um mich. Wie ich dann nach Hause gekommen bin und es unter die Dusche und ins Bett geschafft habe, entzieht sich meiner Kenntnis. Das nächste, woran ich mich wieder erinnere ist, es ist Montagmorgen, sechs Uhr, der Wecker klingelt, die Sonne lächelt hämisch durch das Fenster und ich habe den schlimmsten Muskelkater in der Geschichte der sportlichen, besser der unsportlichen Menschheit.

Plötzlich höre ich eine leise Stimme, die in mein Ohr flüstert: „Guten Morgen Schatz. Ich freue mich schon wieder richtig aufs Joggen nächsten Sonntag. Das tat so gut, dass ich heute Früh Bäume ausreissen könnte.“ Dann wurde es wieder schwarz um mich.

Also lernt bitte aus meinem Fehler, denn wenn Ihr nicht in Form seid, könnt Ihr bei einer solchen Sache nichts gewinnen: Vor dem Laufen seid Ihr angesichts der euch bevorstehenden Tortur starr vor Schrecken, während des Laufens ist an Unterhaltung nicht zu denken, denn Ihr werdet alle Lungen voll zu tun haben, genug Sauerstoff in Euch zu saugen, um nicht bewusstlos zu werden, und nach der ganzen Schufterei seid Ihr tot und habt tagelang Muskelkater im Endstadium. Also lasst es sein! Joggen ist was für Mädchen!

ALDI

Wie eigentlich immer am Samstag, war ich auch dieses Wochenende bei einem der ortsansässigen Lebensmitteleinzelhandelsfilialgeschäften (geiles Wort). Da ich aber nichts aussergewöhnliches brauchte, sondern lediglich das normale Standardprogramm: Kaviar, Austern, Champagner und Trüffel, habe ich mich für ALDI (ich weiss gar nicht, ob Süd oder Nord… sagen wir einfach ALDI West) entschieden. Auf dem Parkplatz, habe ich mich natürlich, wie immer, schön mittig auf zwei Frauenparkplätze gestellt, weil ich als einkaufender Mann, selbstverständlich FÜR Emanzipation bin. Jawoll! Unter viel Gemecker von vorher noch tratschenden Weibern und dem verhaltenden Beifall zweier verschüchterter „Männer“, die offensichtlich auch FÜR Emanzipation sind, aber gerade keine ausleben können, weil sie mit Ihren 95 Kilo schweren Ehedrachen den Kofferraum mit 400 Kilo Lebensmittel beladen müssen, flanierte ich dann arrogant Richtung Eingang. Die fünf Kinder auf der Rückbank des 400-Kilo-Lebensmittelschwertransporters, führten sich auf wie Terroristen in Turnschuhen und bespuckten „Papa“ fleissig beim Einladen. „Es sind halt Kinder“, höre ich die adipöse Mutter (die bestimmt mal irgendwann eine Frau war) grunzen, während sie fortfährt: „Kümmer dich lieber um das Arschloch, da auf dem Frauenparkplatz!“. Klar, sie meint mich. Während der bespuckte Papa mir grinsend ein Auge zwinkert, sagt er zur Deeskalation (und weil er im tiefsten Inneren natürlich weiss, dass ich Recht habe auf Frauenparkplätzen zu parken): „Lass den doch.“ Arme Wurst, denke ich und zwinker freundlich zurück.

Eigentlich hatte ich bei ALDI aber einen richtig schönen Tag. Ich war selber überrascht von dem Spaß, den man dort haben kann, denn habt Ihr schon mal auf die vielen Einkaufszettel geachtet, die in den Einkaufswagen anderer Leute liegen bleiben? Nein? Dann mal SOFORT ab zum nächsten Einkaufsladen in der Nähe! Zunächst zufällig, entdeckte ich, in „meinem“ Einkaufswagen, den ich aus der Schlange zog, nachdem ich den Taler meiner „Pateten-Apotheke“ in das Schloss gesteckt hatte, einen Einkaufszettel von einem „Vorbesitzer“ des Wagens. Erst wollte ich ihn unachtsam in den Papierkorb neben dem Eingang werfen, als mich plötzlich das Gefühl überkam, neugierig mal zu schauen, was andere Menschen so einkaufen. Den Wagen schön quer in den Weg gestellt, entfaltete ich in aller Ruhe den Zettel. Voll gespannt las ich leise vor:

– Milch

– Zucker

– Brot

– Schips

– …

(SCHIPS??? Was zum Teufel sind denn Schips??? Lachend brach ich fast zusammen, als ich weiterlas:)

– Kotlett

(Etwas widerlich….KOT lett, aber weiter gings:

– Kreme (wenn ichs doch sage…)

– Mamalade

– Salz

Alle Leute auf dem Parkplatz schauten mich schon komisch an, weil ich beim Lesen des Einkaufszettels so laut lachen musste. Angefixt durch diesen literarischen Erguss, lies ich meinen Einkaufswagen am Eingang stehen, ging zurück zur Schlange, kramte einen Euro aus der Tasche und zog den nächsten Wagen heraus, in dem ich einen fremden Einkaufszettel liegen sah. Den Wagen kurz zur Seite gestellt, las ich das nächste Exemplar….und später noch weitere 36, die in den Einkaufswagen anderer liegen gelassen wurden. Die Zeit verging wie im Fluge, als ich das erste Mal in die Filiale reingehen musste, um einen 50-Euro-Schein in 1-Euro-Münzen wechseln zu lassen. Die Kassiererin guckte zwar verdutzt, aber erfüllte mir diesen sehnlichen Wunsch und ich konnte wieder raus an meine Einkaufswagenschlange, um einen Wagen nach dem anderen aus seinem Kettenschloss zu befreien und die Einkaufszettel in den Wagen ebenfalls. Niedliche zusätzliche Botschaften unter den Lebensmittellisten, wie zum Beispiel: „Ich liebe Dich, Pupsi“, gemalte Herzchen oder auch klare Anweisungen (vermutlich von Ehedrachen), wie: „Auf Preise achten!!!“, standen manchmal auch mit drauf.

Irgendwann aber kam der Filialleiter, Herr Mürgenberg (stand auf seinem Namensschild) und fragte mich etwas verärgert, warum ich denn alle Einkaufswagen aus der Schlange ziehen würde, so ein Chaos hier am Eingang veranstalten und seine Kunden am Hereingehen hindern würde und dass ich das nicht dürfe. Wo das steht, dass jeder Kunde nur eine begrenzte Anzahl an Einkaufswagen haben darf, konnte er mir zwar nicht sagen, aber er bestand deutlich auf „sein Recht“ und nachdem ich mir die letzten Freudentränen vom Lesen aus dem Gesicht gewischt hatte, fingen wir gemeinsam an, alle Wagen zusammenzuschieben und die 1-Euro-Münzen wieder aus den Schlössern zu holen. Als wir damit fertig waren, verschloss Herr Mürgenberg die Türe freundlich von innen und wies darauf hin, dass es bereits 18.07 Uhr ist und die Filiale nun geschlossen sei.

Zu dumm. Jetzt wusste ich zwar, dass 68% der ALDI-Kunden Milch einkauften und nur 4% Wiener Würstchen, aber selber habe ich dann nichts mehr zu essen bekommen fürs Wochenende.