Es ist schon fast Gesetz, dass ich immer ziemlich durchnässt bin, wenn ich mich schon mal alle paar Wochen zu einem Stadtbummel entschließe. Auch heute Morgen… Ich hatte kaum die Klinke in der Hand, um die Haustüre zu öffnen, verzieht sich die Sonne hinter den Wolken und es fängt an zu regnen. Eine Wahrsagerin in einem kleinen Wohnwagen auf der Gelderner Kirmes, hatte mir vor ein paar Jahren einmal nach der wissenschaftlich nicht ganz anerkannten Methode des Handlesens angedeutet, dass ich zu den ganz wenigen glücklichen Menschen gehöre, die in Ihrer Ahnengalerie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen niederen Jagd- und einen niederen Regengott haben und das daher immer wenn ich „jagen“, also einkaufen gehe, der Regengott und der Jagdgott mich begleiten, beschützen und lieben. Aha… Toll… Mit so viel Liebe also überschüttet, war ich dann bereits vom Auto bis in die Fußgängerzone klitschnass. Regenjacken lehne ich aus zwei Gründen ab: Erstens gibt es keine schönen und zweitens kompensiere ich die abgehaltene „Liebe“ von oben meist mit übertriebener Transpiration innerhalb der luftdichten Jacke, so das am Ende der Grad der Durchfeuchtung sich wieder relativiert.
So durchnässt führte mich mein erster Weg in die städtische Bücherei. Kennt Ihr solche Menschen, die man nur einmal sieht und die einem SOFORT unsympathisch sind? Genau so eine Dame stand hinter der Kassentheke. Weil ich aber eigentlich keine Vorurteile haben möchte, dachte ich: Komm, gib ihr noch eine Chance, sie doch noch zu mögen. Also lief ich freundlich lächelnd auf sie zu, während sie mich beiläufig mit einem gekonnt arroganten Blick von oben bis unten musterte in meiner durchnässten Kleidung. Zugegeben, sah meine Hose unter der Jacke mittlerweile so aus, als würde ich sie nach einem Ratgeber über Inkontinenzprobleme fragen, aber um dem von vorne herein aus dem Wege zu gehen – weil sie vermutlich keine Ratgeber zu diesem delikaten Thema hatte – beachtete sie mich gar nicht erst weiter und verspielte somit auch die zweite Chance auf Sympathie, die ich ihr gegeben hatte. Lauthals mit Ihrer Kollegin tratschend und lästernd, würdigte sie mich keines weiteren Blickes, während ich versuchte, durch ständiges Räuspern und Husten zumindest das interessante Gespräch der beiden zu stören. Erst nach gefühlten fünf Minuten, und auch nur weil ihre Kollegin an das zum zehnten Mal klingelnde Telefon gehen musste, wandte sich das aufgetakelte Relikt aus der Steinzeit des Dienstleistungsgewerbes gnädig zu mir um. Ihre Taktik sich vor der Arbeit zu drücken war zugegebenermaßen ganz schön ausgefuchst und bestand darin, ein gewisses Repertoir an miesepetrigen, mürrischen, übellaunigen und vergrätzten Gesichtsausdrücken geschickt im Wechsel einzusetzen, so dass nur die dreistesten unter den Büchereimitgliedern sich überhaupt trauten, es zu wagen, sie anzusprechen. Ich wette dass die meisten der Ausleiher ihre geliehenen Bücher gerne mit Strafe überzogen, wenn sie sahen, dass Frau Griesgram heute Dienst hatte. Die Taktik funktionierte also…. ausser bei mir! Ich hievte mit aller Gewalt mein Sammelsurium von geliehenen Büchern in der von aussen triefnassen Plastiktüte auf die Theke, so dass einige Wassertropfen gegen die Kasse, den Computer und auch gegen ihre schneeweisse Bluse spritzten. Mein ohnehin bereits breites Lächeln, das noch von ihrer zweiten aber ungenutzten Chance in meinem Gesicht übrig geblieben war, wurde beim Anblick der nassen Punkte auf ihrer weissen Kik-Sonderangebots-Ware, noch breiter. Ich dachte nur: Lieber Gott, bitte lass das heute der korrekte Abgabetermin für die Bücher ist!“ Aber zum großen Erstaunen des wortlosen Drachen hinter der Theke, gab es an der Rückgabe nichts zu meckern. Ich nahm also den arroganten Kopfnicker als Einverständnis hin und machte einen schnellen Abgang, bevor Frau Griesgram noch einen Putzlappen für die Wasserlache auf Ihrem Tresen herausholte. Die nasse Tüte voller Liebestropfen meines Regengottes habe ich ihr als Anerkennung für ihre aufopfernde Hilfsbereitschaft gerne da gelassen.
So schlenderte ich weiter die Einkaufsstraße hinunter, als meine Nase plötzlich auf eine harte olfaktorische Probe gestellt wurde. Pieper, oder wie diese schlechte Douglas-Kopie heisst, präsentierte im Rahmen eines Tages der offenen Türe einen ganz neuen Gestank, den sie natürlich geschickt wie immer, den Verbrauchern als „Duft“ andrehen wollten. Drei völlig überschminkte, kurzberockte, aber zugegeben wohldefinierte Avon-Beraterinnen warteten mit einladend aufgeknöpfter Bluse und herausblinzelnden BH´s in 75 D bereits an der Türe auf mich, um mich zu dritt zu überfallen und im Würgegriff in den Laden zu verschleppen, wo ich dann an eine wesentlich weniger attraktive und mindestens doppelt so alte, aber zugegeben gut „restaurierte“ Kollegin übergeben wurde, die mir das komplette Angebot präsentierte. Glücklicherweise das Angebot des Ladens und nicht ihr eigenes!!! Sie machte unmissverständlich und in einem durchgehenden Redeschwall klar, dass ich aus dem Geschäft erst wieder herauskommen würde, wenn ich ALLE im Angebot befindlichen Duftwässerchen durchgerochen und wenigstens eins davon gekauft hatte. Tag der OFFENEN Türe war offenbar nur von aussen. Einmal gekidnapped wurden meine Geruchsnerven und ich erst nach geschlagenen 30 Minuten wieder frei gelassen und auch nur, weil ich eidesstattlich versichte, dass ich Hartz-IV beziehe, für vier uneheliche Kinder und drei Frauen Unterhalt bezahlen muss, mein Konto bereits gepfändet wurde, aufgrund von Zahlungsverpflichtungen in Gesamthöhe von 150.000 Euro eine Privatinsolvenz gegen mich läuft und Peter Zwegat Zuhause bereits mit seiner Wandtafel auf mich wartet. Unter lauthalsen Beteuerungen, dass ich mir ansonsten natürlich sehr gern einen der angebotenen Herrendüfte kaufen würde und dass ich ganz sicher dann in sieben Jahren, wenn meine Insolvenz durchgestanden ist, wieder komme, verließ ich schnell den Laden. Ich beobachtete im Herausgehen, wie die drei Avon-Schnepfen mit den dicken Titten, die nächsten zwei ahnungslosen Passanten in den Laden verschleppten. Schnell weg hier, dachte ich.
Als ich jetzt ein ganzes Stück durch den nicht aufhören wollenden Regen gerannt bin, ohne mich umzuschauen, stehe ich jetzt atemlos und keuchend vor einem Schaufenster. Mein Blick fällt auf ein überdimensional großes Schild auf dem steht: Sonderangebot > für NUR 19,95 Euro!“ Deckeldosen??? Was soll das sein? Gehören Deckeldosen zu der gleichen Art wie „Dachhäuser“? Oder vielleicht „Reifenautos“? „Buchstabenbücher“? Dass es mit der Menschheit bergab geht, ist ja soweit nichts Neues, aber anscheinend nimmt das Tempo in einem nicht geahnten Ausmaß dramatisch zu.
Gröhlend und lärmend macht sich derweil eine Punker-Parade auf diversen Bänken in der Fußgängerzone breit, um in der Folgezeit einen Biervorrat wegzuschlürfen, der sonst nur bei den periodisch in den Verbrauchergroßmarkt einfallenden Dänen und Engländern zu beobachten ist. Ich blicke auf meine Uhr….klar… es ist schließlich schon fast elf Uhr Morgens. An dem Saufgelage nicht beteiligte Mitglieder der Punkergruppe machen sich unterdessen daran, mit einem Cola-Pappbecher von McDonalds Geld für die Finanzierung der nächsten Palette Hansa-Pils zu erschnorren, während sich gerade direkt neben mir ein bunter Kollege mit Irokesenschnitt wohlig vor dem Angebot der „Deckeldosen“ übergibt. So etwas erhöht zwar nicht zwangsläufig die Spendenbereitschaft des vorbeilaufenden Publikums, aber es hilft mir zumindest dabei, endlich den ekelhaften Gestank aus der Douglas-Filiale wieder aus der Nase zu bekommen. Danke, mein bunter Kumpel!
Während ich so weiter die Geschäfte entlang bummel, denke ich darüber nach, wie praktisch jetzt eine Deckeldose für meinen neugewonnenen bunten Freund von gerade gewesen wäre. Deckel auf, reinbrechen, Deckel wieder zu! Und das für nur 19,95 Euro.
Meine olfaktorische Erlebnisreise sollte aber wohl noch nicht zuende sein, denn während ich auf der Rolltreppe des nahegelegenen Kaufhauses stehe, um hoch in die Sportabteilung zu gelangen, werde ich von dem Eau de Toilette – oder in dem Fall besser die Übersetzung: „Klowasser“ – meines Vordermanns fast bewusstlos. Eine Bewusstlosigkeit auf einer Rolltreppe kann dramatische Folgen haben, wie jeder weiss. Nur der Gedanke an die schlimmen Verletzungen, die man sich spätestens nach der dritten kompletten Runde hoch und wieder runter, oberhalb und unterhalb der Stufen zuziehen kann, bis endlich jemand geistesbehellt auf den Notaus drückt und die Rettungssanitäter kommen, lässt mich nicht zusammenbrechen. So taumel ich am Ende der Treppe, mittlerweile fast blind geworden, auf einen Verkäufer zu. Etwas erholt von der zweibeinigen Stinkbombe vor mir auf der Rolltreppe, frage ich freundlich: „Guten Tag, können Sie mir bitte sagen, wo ich hier Sportsocken finde?!“ Der junge tricolorhaarfarbe Mann mit modern in den Kniekehlen hängenden Used-Jeans, bunten Chucks und hautengem EdHardy-Shirt gekleidet, dessen Aufdruck dem Mageninhalt meines bunten Punkerfreundes verblüffend ähnelt, sieht mich an, als wäre ICH der jenige von uns beiden, der dämlich aussieht. „Sie wollen bitte was???“, fragt er mich mit einer Verachtung, die eigentlich den Regenwolken an einem sonnigen Badestrand vorbehalten sind. Tolle Satzstellung, denke ich noch, als EdHardy die Hände aus seiner Used-Jeans zieht. Wärend ich mir in dem Moment echte Sorgen mache, dass sein Beinkleid jetzt noch weiter von seiner Calvin Klein Unterhose herunterrutschen könnte, fängt er schon altklug und wild gestikulierend an, mir zu erklären, dass es Sportsocken schon lange nicht mehr gäbe und dass diese weissen Frottierdinger jetzt „Inside-Shoe-Tapes“ heissen und auf den wissenschaftlich neuesten Stricknadeln von blinden Epileptikern unter Wasser in China gehäkelt werden und so weiter und so weiter… Während er noch weiter ausholte und irgendwas von neuesten Erkenntnissen der Laufschuhentwicklung und wichtigsten sportmedizinischen Erkenntnissen faselt, erblicke ich einige Abteilungen weiter ein Poster von „Limp Bizkit“. Im Kopf summe ich den Text von „He Said She Said“, während der offensichtlich promovierte Sportprofessor immer weiter unaufhörlich erklärt und erklärt. „Fachidiot schlägt Kunde tot!“, hätte mein Marketing-Prof jetzt gesagt. Als ich gerade an der Textstelle angekommen bin, an der Fred Durst voller Hass singt „And if my day keeps goin this way I just might, break your fuckin face tonight…“, bietet der mittlerweile nur noch monoton in meinem Ohr summende Eddy an, die allerneueste Kollektion einmal in meiner Größe aus dem Lager zu holen, damit ich alles anprobieren könne. Ich willige freudestrahlend ein, damit ich endlich die Gelegenheit nutzen kann, auch ohne „Inside-Shoe-Tapes“, weg von diesem Klugscheisser, hinein in die Musikabteilung zu flüchten. Müssen meine guten alten Sportsocken eben noch eine Weile halten.
Der hier unter coolen Bandpostern diensttuende, etwa 19-jährige Azubi, ist gerade im Begriff, die fest installierte Hifi-Anlage zur Berieselung der Kunden mal so richtig aufzudrehen, während ihn sein Abteilungsleiter, in einem zum Scheitern verurteilten Versuch, endlich Vernunft anzunehmen, lauthals anschreit und beschimpft. Der 19-jährige reagiert darauf nur mit einem pädagogisch korrekten Mittelfinger und verschwindet wortlos aus der Abteilung. Ich beschliesse, zunächst meine Suche nach der von mir favorisierten CD ohne eine dieser qualifizierten Fachkräfte aufzunehmen. Während dessen fällt mein Blick auf ein grellgelbes Angebot: Ein fernsteuerbarer Walkman. Super… Ich frage mich, wie weit ein Walkman wohl weg sein kann, so dass man eine Fernsteuerung für ihn braucht? Und wie kann es um den Geisteszustand des Ingenieurs bestellt sein, der so etwas erfindet? Was sagt dieses Gerät über die Firmenphilosophie von Sony und deren Sicht auf ihren Kundenkreis aus? Endlich finde ich die gewünschte CD und eile zur Kasse. Die Kassiererin hat einen Gesichtsausdruck, als wäre sie gerade damit beschäftigt, bei lebendigem Leibe zu verblöden. Nach einer dennoch erstaunlich schnellen Abfertigung an der Kasse, eile ich zurück zur Rolltreppe und erkenne im Vorbeigehen den selbsternannten Sportmediziner mit Professur bei Kaufhof. Mitleidig beobachte ich, wie er bereits ein neues Opfer gefunden hat, dem er sein gebündeltes Fachwissen in komprimierter Form in einem 30-Minuten-Verkaufsmonolog vermittelt und dabei die angekündigten Sportsachen in meiner Größe und vor allem meine „Inside-Shoe-Tapes“ locker über den Arm gelegt hat. Mir fällt auf, dass sein neuer Zwangsstudent bereits sehr feste den Stiel seines Regenschirms umklammert und ich würde meine alten Sportsocken dafür geben, um jetzt dessen Gedanken lesen zu können. Sicher hat es was mit herausgerissenen Stimmbändern, eingeschlagener Schädeldecke und viel viel Blut zu tun.
Bei dem Gedanken bekomme ich Hunger. Zeit für eine kleine Verschnaufpause. Ich setze mich mit dem noch immer quälend beissendem Geruch von Douglas und dem Rolltreppenklowasser, für eine Tasse „Lait Mätschäito“ (wie meine Exfreundin es ausgesprochen hätte) und ein belegtes Brötchen in ein kleines anliegendes Café um meinen weiteren Weg durch den Dschungel der Stadt ab jetzt sorgfältiger zu planen. Vor allem möchte ich einen zweiten Offenbarungseid vermeiden und muss daher auf dem Rückweg die Douglas-Filiale weiträumig umgehen. Zu vermeiden ist aber dringend auch der kleine in der Stadt liegende Fischweiher, an dem sich stets die Penner gemütlich einrichten. Mir ist klar, dass ein Anschnorrversuch in meiner Gefühlsverfassung sicher schnell zu einer ballistischen Reaktion führen könnte und bin plötzlich froh, keine Waffe dabei zu haben.
Von meinem Platz im Café habe ich durch die große Scheibe einen genialen Ausblick auf verschiedene Geschäfte um mich herum. Einmal mehr fällt mir gerade wieder der Unterschied zwischen dem weiblichen und dem männlichen Einkaufsverhalten auf: Auf der einen Seite die Frauen, welche selten alleine, sondern meist in weiblicher Rudelbildung unterwegs sind, teilweise mit ihren Männer, denen das ungewohnte Tun sichtlich unangenehm ist. Aber dazu später mehr. Frauen haben stets nur schemenhafte Vorstellungen davon, was sie eigentlich einkaufen wollen. Ich habe oft das Gefühl, dass Sie einfach in das Gedränge eintauchen müssen, sie lassen sich treiben, alle ihre Sinne sind geschärft, nichts entgeht ihnen. Die am Rand der Wege durch das Geschäft platzierten Sonderangebotskörbe und -tische, denen Männer nur einen flüchtigen Blick zuwerfen, um festzustellen, ob die angebotenen Artikel ihrem Beuteschema entsprechen, werden teils mit Hingabe durchforstet, teils mit abwesendem Blick mit nur einer Hand durchwühlt, nur um das Material, den Kontakt zu spüren. Vielleicht findet hier eine unbekannte Art der Kommunikation, der Zwiesprache mit den Waren oder dem Geschäft statt, so wie ein Fußballer vor dem Spiel einen Eindruck vom Rasen, vom Ball und dem Stadion zu erhaschen versucht.
Aber selbst wenn sie eine halbwegs konkrete Vorstellung von dem haben, was sie eigentlich kaufen wollen, werden sie durch das vielfältige Angebot für ihre Wünsche dermaßen verwirrt, erregt und in den Bann gezogen, dass sich der Kauf eines Paares schwarzer Lackpumps leicht bis in die nächste Woche hinziehen kann. Nur so lässt es sich erklären, dass eine Frau sieben rote Gürtel und achtzehn schwarze Pumps im Schrank liegen haben kann, ohne auch nur für eines davon bei erforderlicher Gelegenheit nutzen zu können. „Schatz, das ist nicht rot, das ist kaminrot, scharlachrot, kupferrot, kirschrot, blutrot, tomatenrot und rostrot.“ Nur Frauen sind in der Lage, einen Kleiderschrank voll mit „Nichts anzuziehen“ zu haben. Ich erinnere mich an eine Freundin, die bei einem Umzug gesagt hat: „Ich brauche keinen Kleiderschrank mehr, einfach eine kleine Stange mit einem Vorhang davor, das reicht mir!“ Wenn wir uns heute treffen und daran denken, müssen wir beide immer sehr lachen, denn keine zwei Monate später hat sie den größten mir bisher unter die Augen gekommenen Kleiderschrank gekauft, den IKEA anzubieten hat. Ihr Zimmer ähnelte seitdem mehr so einer Art Kleiderschrank mit Wohngelegenheit.
Frauen leben beim Einkaufen regelrecht auf, und so sie mit Ihresgleichen zusammen sind und dann auch etwas Passendes finden, kann es ein schöner Nachmittag werden. Die Tragödie beginnt, wenn der Gatte leichtsinnigerweise oder aus falschem Heldenmut einer Einkaufstour zugestimmt hat. Oft unter dem hinterhältigen Vorwand, dass ja etwas für ihn gekauft werden müsse. Alleine Einkaufen dürfen wir Männer ja schon lange nicht mehr, zumindest was Kleidung angeht. Kaum hat dann der Mann den von seiner Frau ausgesuchten Anzug in der Tasche, wird er von ihr ohne Gnade in die Damenbekleidung umgeleitet, wo eventuelle Proteste mit der gefürchtesten Waffe der Frau gnadenlos abgeblockt werden: Dem Schmollen. Resignierend und wehrlos lässt sich nun die Beute, …äh der Mann von ihr von Abteilung zu Abteilung, von Fachgeschäft zu Fachgeschäft, von Stadt zu Stadt und noch weiter zerren. Unterbrochen wird das Ganze nur von den stundenlangen Anproben ein und desselben Kleides in unterschiedlichen Größen, was auch noch durch den Trick der Kleidungsindustrie, sogenannte Schmeichelgrößen zu verwenden, also kleinere Größen für größere Kleider zu vergeben, unnötig verkompliziert wird.
Aber noch ein weiteres Kuriosum tritt hier zu Tage: Männer dürfen ja oft nicht alleine einkaufen, weil sie geschmacklich derartig derangiert sind, dass von Bekleidung nur im weitesten Sinne die Rede sein kann. Aber obwohl Männer Hawaiihemden kaufen, fragen Frauen ihre Männer in Modedingen immer wieder um Rat: „Schatz, was meinst Du, soll ich das ultramarinblaue oder das kobaltblaue Kleid nehmen?“ Nur Frauen und Homosexuelle sind überhaupt in der Lage, diese zwei Farbtöne ohne technische Hilfe zu unterscheiden.
Auf der anderen Seite das Einkaufsverhalten der Männer. So sie allein sind, durchpflügen sie die wuselnde Menge und die Fußgängerzone auf ihren eigenen Hochgeschwindigkeits-Expressrouten, die Anlaufpunkte im Kopf, ihre Ziele klar definiert und stets vor Augen. Alle Miteinkaufenden sind da nur lästige Hindernisse, die es zu umgehen gilt. In seinem Blick erkennt man den Jäger und Sammler, der weiß, wo seine Beute lauert und wie sie zu erlegen ist. Er verschwendet keine Zeit mit den am Wegesrand liegenden Verlockungen, denn seine Gene hämmern ihm ein: Sei pünktlich mit der Beute zu Hause, sonst hat Mutti schlechte Laune… Männer könnten sich ein weibliches Einkaufsverhalten einfach nicht leisten, sie wären längst verhungert, bevor sie die passende Beute und das entsprechende Drumherum gefunden hätte. Es gibt allerdings EINE EINZIGE Ausnahme: Den Baumarkt!!!